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Der lange Weg zum reinen Schwamm

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Einst dienten Schwämme zum Putzen, zur Auspolsterung der Helme und Beinschienen der Krieger, auch beugte der hohe Jodgehalt in den Fasern den Infektionen in Schürfwunden vor. Erst im 19. Jahrhundert mausert sich der Spongia Officinalis, ein saugfähiges, am Meeresboden wachsendes Hornfasergewebe, zum Luxusartikel Badeschwamm.


Die Schwammfischerei, hauptsächlich auf Kalymnos betrieben, verschaffte der Insel Glanz und Reichtum und war einst Haupteinnahmequelle auf den griechischen Inseln. Diese Zeiten sind vorbei. Die Überfischung und Belastungen des Mittelmeers haben die Schwammbestände stark dezimiert, längst müssen die Fischer weit aufs Meer hinaus. Fangflotten laufen im Frühling in die vor Nordafrika liegenden Gewässer aus, kehren im Herbst zurück. Die durchtrainiertesten Taucher tauchen bis zu einer Stunde in bis zu 80 Meter Tiefe auf den Meeresboden hinab. Steigen sie zu rasch an die Oberfläche, droht ihnen eine zu hohe Stickstoffanreicherung des Blutes, was die gefürchtete Taucherkrankheit zur Folge hat. Dank der Dekompressionskammern auf den Inseln und den durch Hubschraubereinsätze garantierten schnellen Abtransport haben sich die Heilungschancen in solchen Fällen erhöht. Trotzdem bekreuzigen sich viele Taucher vor dem Sprung in die Tiefe, auch geben immer mehr Schwammtaucher den risikobehafteten Traditionsberuf auf. Was soll die Gefahr und Plackerei, wenn es heutzutage ein Leichtes ist, billige Importware in einheimischen Läden anzubieten. Im Hafen von Pothia auf Kalymnos, einem der größten Häfen des Dodekanes, kann man im Nautischen Museum die antike Taucherausrüstung bestaunen, den gummierten Drillichanzug mit schwerem Helm. Als der Schwamm erstmals zum Badeschwamm wurde, wuchs Pothia um 1850 im Boom der Schwammfischerei schnell zur Hauptstadt der Insel heran. Doch der Weg vom Hornfasergerüst bis zum goldgelben Luxusartikel ist mühsam und lang. Die vom Meeresboden geernteten Schwämme sind von grünlich-schwarzer Farbe, schlammig, formlos. An Bord faulen sie einen Tag lang an der Sonne, bevor die Fischer den unerwünschten Weichkörper aus dem Gewebe herauswalken und -spülen können. Bei ihrer Rückkehr im Herbst breiten die Schwammfischer auf Kalymnos ihre graubraune Ladung zum Trocknen an der Uferpromenade aus. Danach stehen Reinigungs- und Spülgänge mit Säure- und Tensid-Zusätzen an. Dann gehören die Schwämme ausgewaschen. Um die begehrte, sonnengelbe Farbe zu erhalten, werden sie anschließend mit Chlor ausgebleicht. Zu guter Letzt wird jeder Schwamm einzeln herausgeputzt, indem ihm mit der Schere ein schöner Schnitt verpasst wird. Seit ich vom schwierigen Weg vom schlammigen Hornfasergewebe zum goldgelben Luxusartikel weiß, sehe ich die zum Verkauf angebotenen Schwämme mit gänzlich anderen Augen an. (Griechenland Zeitung / Linda Graf)

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