Dass das Wasser sich bei Ebbe hunderte Meter vom Ufer zurückzieht, ist in der Nordsee keine Schlagzeile – im Mittelmeer hingegen ist es eine Seltenheit, wenn sich der Meeresboden „entblößt“. Genau dieses Phänomen konnte in den vergangenen Woche an mehreren Orten Griechenlands beobachtet werden.
So hat sich das Meer vor der nordgriechischen Stadt Kavala sowie den Kykladeninseln Syros und Sifnos Mitte März bis zu 30 Meter vom Strand zurückgezogen und gab weite Teile des sonst versteckten Untergrunds frei. Für Griechenland, wo die Gezeiten sich normalerweise in einem minimalen Bereich bewegen, etwas Ungewöhnliches. Üblich für die Mittelmeerregion ist ein Tidenhub – das Ausmaß von Ebbe und Flut – von etwa zehn Zentimetern, sodass die Gezeitenunterschiede im Regelfall mit bloßem Auge nicht zu erkennen sind. Das jüngste Phänomen hat bei den Stadt- und Inselbewohnern für Aufsehen gesorgt – viele machten Fotos und verbreiteten sie auch in den sozialen Medien. Vassilis Zervakis, Professor an der Fakultät für Ozeanographie und Meeresbiowissenschaften der Ägäis-Universität, hatte eine Erklärung parat: Grund für den starken Wasserrückzug sei der erhöhte Luftdruck von bis zu 1035 Millibar sowie starke Nordwinde, sagte der Experte gegenüber der Online Zeitung GrTimes. Derartige Ebben traten in den letzten Jahren immer wieder auf, so etwa im Februar 2021. Die Dauer des „Naturwunders“ sei dabei vor allem davon abhängig, wie lange die Nordwinde anhalten. (GZmf)