Das Verfahren bei einem Schwurgericht in Patras im Falle des Mordes an dem US-Amerikaner Bakari Henderson auf der Insel Zakynthos vor fünf Jahren wurde auf den 11. März vertagt. Grund dafür war u. a., dass keine Zeugen zur Verhandlung erschienen waren. Das soll nun zum neuen Termin – auch mit Zwangsvorführung – nachgeholt werden. Vor den Richtern in Patras machte jedoch der Vater des Ermordeten, Phil Henderson, eine Aussage: „Seine Freunde, die bei ihm waren, haben mir erzählt, dass Bakari von den Tätern angegriffen wurde, weil er schwarz war, und ich bin überzeugt, dass der Mord rassistisch motiviert war.“
Im Vorfeld des Verfahrens hatte sogar US-Vizepräsidentin Kamala Harris den schleppenden Fortgang in diesem Prozess moniert. Bei einem Tete-a-Tete mit Premierminister Kyriakos Mitsotakis am Rande der Sicherheitskonferenz in München (20.2.) hatte sie Verwunderung über die enorme Verzögerung bei der Urteilsfindung geäußert. Sowohl die Verteidiger der Angeklagten als auch der Verteidiger von Bakari Henderson brachten in der Folge ihren Unmut über diese Intervention zum Ausdruck. Schon zuvor hatte sich die Vereinigung der Richter und Staatsanwälte gegen jegliche Einmischung in das laufende Verfahren verwehrt. Es sei „ungerecht“, heißt es in einer Presseaussendung, den Richtern und Staatsanwälten die anhaltenden Mängel im Bereich der Justiz sowie die Untätigkeit des Staates anzulasten. Eine korrekte Rechtssprechung setze voraus, dass sich staatliche Träger in keinster Weise einmischen.
Der damals 22-jährige Bakari Henderson hielt sich im Juli 2017 im Rahmen einer Geschäftsreise auf der Ionischen Insel Zakynthos auf. Das Unglück nahm seinen Lauf, als Henderson eine Kellnerin in einer Bar um ein gemeinsames Selfie ersuchte. Ein anwesender Gast provozierte, indem er die Frau fragte, wieso sie ein Foto mit einem Schwarzen machen würde, wo doch genug Serben in der Bar wären. Daraufhin attackierte er Henderson, der sich wehrte und aus der Bar floh. Ein Mob von zehn Männern stellte ihm nach, holte ihn ein und prügelte auf ihn los. Innerhalb weniger Minuten war der 22-Jährige tot. Eine Videoaufzeichnung belegte den grausamen Vorfall.
Angeklagt wurden in der Folge neun Personen. Sechs von ihnen wurden im Herbst 2018 schuldig gesprochen – u. a. wegen schwerer Körperverletzung mit Todesfolge, aber nicht wegen Mord. Die Strafen bewegten sich zwischen 5 und 15 Jahren; im Moment sitzt nur einer von ihnen im Gefängnis. Zwei ebenfalls angeklagte serbische Staatsbürger befinden sich Medienberichten zufolge nicht mehr in Griechenland.
Der Fall wurde neu aufgerollt, weil ein griechischer Staatsanwalt gegen das Urteil der ersten Instanz Einspruch erhoben hatte. Die Eltern des Ermordeten, Jill und Phil Henderson, fordern Gerechtigkeit und die Bestrafung der Schuldigen.
Der griechische Anwalt der Hendersons betonte, dass die Staatsanwaltschaft nun offensichtlich den Fehler des Ersturteils korrigieren möchte. (Griechenland Zeitung / lb/rs)