Diesen Text möchte ich zu Ende geschrieben haben, bevor meine Kinder nach Hause kommen. Doch bloß keinen Stress. Stoisch setze ich ein Wort an das andere. Das Adjektiv stoisch bedeutet so viel wie ruhig oder beherrscht. Ein Stoiker hat seine Emotionen im Griff. Er gerät nicht in Panik. Im antiken Griechenland waren die Stoiker Anhänger einer einflussreichen philosophischen Schule. Sie lebten in einer Zeit umfassender politischer Veränderungen.
Das Reich Alexanders des Großen war nach dessen Tod zerfallen. Bürgerkriege und Zukunftsängste verunsicherten die Menschen der griechischen Welt. Und auch das einstmals stolze Athen war nur noch ein trauriger Schatten seines vergangenen Ruhmes. Die Stoiker trafen sich im Stadtzentrum Athens, in der Stoa. Diese war eine bunt bemalte Säulenhalle. Sie wurde zum Namensgeber einer komplexen philosophischen Lehre. Ihr Begründer hieß Zenon. Er stammte ursprünglich aus Zypern und kam als Sohn eines vermögenden Kaufmanns um 312 v. Chr. nach Athen. Dort besuchte der junge Mann mehrere einflussreiche Philosophen.
Nach ungefähr zehn Jahren des Lernens begann er selbst zu lehren: Seiner Ansicht nach war alles auf der Welt vorherbestimmt, auch das Schicksal eines jeden einzelnen Menschen. Insofern gab es keinen Grund für exzessive Gefühlsausbrüche. Tiefer Schmerz und übermäßige Freude seien unnötige Emotionen. Die Stoiker propagierten ein gewisses Maß an Leidenschaftslosigkeit. Wichtig war der realistische Blick auf das eigene Leben. Verbunden mit einer Unerschütterlichkeit sollten Schicksalsschläge mit Gleichmut gemeistert werden. Auf diese Weise, so glaubten die Stoiker, käme die Seele zur Ruhe und der Mensch würde zu einem ausgeglichenen Leben finden. Ein Ziel, welches Zenon anscheinend selbst nicht erreichen konnte. Nach 40 Jahren Lehrtätigkeit verübte er Selbstmord. Seine Philosophie lebt indes bis heute fort. (Griechenland Zeitung / Alexander Jossifidis)