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Ein Renner der Architekturgeschichte

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Foto (© Griechenland Zeitung / Jens Rohmann) Foto (© Griechenland Zeitung / Jens Rohmann)

Von den drei kanonischen Bauordnungen, die das Bild der Architektur im antiken Griechenland maßgeblich prägten, war die korinthische die jüngste. Ihre Eigenständigkeit erweist sie vor allem in der Gestalt des Kapitells, der Bekrönung der Säule.

Es ist aufwendiger konzipiert als sein dorisches und letztlich auch als sein ionisches Pendant. Vor einem hohen Kelch beziehungsweise Korb (gr. Kalathos) wachsen zwei Blattkränze auf, hinter denen Rankenwerk hervorkommt. Zur Kelchmitte hin rollen sich die Helices spiralig ein, nach außen stützen die Voluten die Ecken der Deckplatte, des Abakus. Die frühesten auf uns gekommenen Vertreter des korinthischen Kapitells stammen aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. Zu ihnen zählt ein exzellent erhaltenes Exemplar von der Tholos in Epidauros (s. Foto). Doch schon im Inneren des Apollontempels von Bassai aus dem letzten Viertel des 5. Jahrhunderts v. Chr. scheint Nachrichten des 19. Jahrhunderts zufolge zumindest ein korinthisches Kapitell versetzt gewesen zu sein. Der entsprechende Fund ist heute allerdings verschollen. Der römische Architekt Vitruv berichtet von der Legende, die man in der Antike zur Erfindung des korinthischen Kapitells erzählte. Ihr zufolge sah der Bildhauer Kallimachos (späteres 5. Jahrhundert v. Chr.) auf dem Friedhof von Korinth das Grab einer jungen Frau, auf dem die Amme der Verstorbenen einen Korb mit deren Lieblingsspielzeug abgestellt hatte. In der Zwischenzeit waren Blätter und Ranken daran emporgewachsen, und dieser Anblick habe Kallimachos zu der neuen Kapitellform inspiriert. Wie auch immer das korinthische Kapitell tatsächlich entwickelt worden sein mag: Seine Erschaffung hatte einen unaufhaltsamen, bis in die Moderne reichenden Siegeszug zur Folge.

Jens Rohmann

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