Klimaalarm in Thessalien? Der Pinios-Fluss, größter Strom dieser zentralen Region Griechenlands und einer der größten des Landes, ist von den Quellen bis zum Ort Dialekto nahe den Meteora-Klöstern trockengefallen. Auf 25 Kilometern „gibt es keinen Tropfen Wasser“, sagte der thessalische Regionalgouverneur Kostas Agorastos in einer Videobotschaft. „Thessalien wird zur Wüste, es stirbt … Die Natur warnt uns“, so der dramatische Aufruf.
„Das Wasser gehört niemandem … Es gehört denen, die es brauchen.“ Und das seien die Bürger Thessaliens, so das gewählte Oberhaupt der Region. Denn Agorastos verbindet sein Menetekel mit einem konkreten Anliegen: Der Umleitung des Flusses Acheloos. Seit den 1980er Jahren bestehen Bemühungen, den Fluss in der westgriechischen Region Epirus über Staustufen und Druckstollen durch das Pindos-Gebirge ostwärts nach Thessalien umzuleiten. Der Grund ist die massive Wasserverschwendung durch den Baumwollanbau in der Thessalischen Ebene und die daraus resultierenden Probleme – wie das starke Absinken des Grundwasserspiegels. Gegen das Mammutprojekt bestehen erhebliche Bedenken. 2014 schob der Staatsrat, Griechenlands höchstes Verwaltungsgericht, dem Vorhaben einen Riegel vor, sehr zur Freude der Umweltschützer. Nicht von ungefähr ging Agorastos auch auf die „saubere Energie“ ein, die durch die Wasserkraftwerke erzeugt würde. Die versucht der halbstattliche Energieerzeuger DEI allerdings auch ohne Flussumleitung zu realisieren. Schützenhilfe erhielt Agorastos von dem bekannten Geologen und Experten für Naturkatastrophen Efthymios Lekkas. Dieser bezeichnete die Nichtumleitung des Acheloos im Privatsender „Mega“ als „kriminell“. Während Thessalien an Wassermangel leide, fließe das Wasser in Westgriechenland ungenutzt ins Meer. Das Projekt sei seit 20 Jahren praktisch fertig und habe 20 Milliarden Euro gekostet. Auf weitere 30 Milliarden schätzte er die Verluste durch den Wassermangel in Thessalien ein. Zugleich stritt Lekkas ab, dass der Pinios wegen der Klimakrise trockengefallen sei. Das Phänomen sei am Oberlauf auch in der Vergangenheit vorgekommen. (GZak)