Über den Kanal von Korinth sind schon viele gefahren. Nicht alle wissen jedoch, dass der Erbauer dieses Werks ein ungarischer Abenteurer war? Und was für einer! Istvan Türr, 1825 als Stefan Thier in Österreich-Ungarn geboren.
Sohn eines Eisenhändlers, verheiratet mit einer Nichte Napoleons III. Schulabbrecher, Deserteur und General, Freiheitskämpfer an der Seite Garribaldis. In Österreich 1855 zum Tode verurteilt, in Budapest 1899 Vorsitzender des 7. Internationalen Friedenskongresses. Der serbische Franzenskanal in der Wojwodina ist sein Werk, auch den Panamakanal hat er mitgeplant, beim Suezkanal seine Hände im Spiel gehabt. Für den Bau des Kanals von Korinth gründete er in Paris eine eigene Trägergesellschaft, stellte als leitenden Ingenieur seinen Landsmann Béla Gerster ein. Am 23. April 1882 erfolgte der erste Spatenstich auf dem Isthmos zwischen griechischem Festland und Peloponnes. Die Früchte seiner Aktivitäten und der Schinderei von über 2.000 griechischen Arbeitern fielen dem ungarischen Abenteurer aber nicht mehr zu. Die ihm 1881 von der griechischen Regierung auf 99 Jahre erteilte Konzession für den Betrieb des Kanals erlosch, als seine Gesellschaft 1890 Pleite ging. Drei Viertel der Erdarbeiten waren da schon erfolgt. Ein griechisches Konsortium trat an seine Stelle und durfte nach der Eröffnung des Wasserwegs am 6. August 1893 durch Kaiser Franz Joseph und dem griechischen König die Kanalgebühren kassieren. Auf der Festlandsseite der alten Straßenbrücke über den Kanal erinnert ein zweiteiliges Monument an die ungarischen Erbauer.
(Griechenland Zeitung / Klaus Bötig)