Am 8. August 1827 starb der britische Staatsmann George Canning, der sich während des griechischen Freiheitskampfes auf dem Weg zur Unabhängigkeit des Landes große Verdienste erworben hatte. Ihm zu Ehren trägt mit der Platía Káningos (Πλατεία Κάνιγγος), einer der zentralen Plätze Athens, seinen Namen, und dort erinnert auch ein marmornes Standbild an den bedeutenden Philhellenen.
Schon in jungen Jahren hatte Canning das Gedicht The Slavery of Greece („Die Sklaverei Griechenlands“) veröffentlicht, und nachdem er 1822 Außenminister geworden war, zögerte er nicht, seinen Einfluss zugunsten der aufständischen Griechen geltend zu machen. Bereits früher in jenem Jahr hatte sein Vorgänger Castlereagh nach einem an den Einwohnern von Chios verübten Massaker scharf gegen das türkische Vorgehen dort protestiert und mit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen gedroht. In Fortsetzung dieser Politik intervenierte Canning im Februar 1823 an der Hohen Pforte und sicherte den Griechen 1825 schließlich zu, sie bei der Schaffung eines autonomen Staates unter osmanischer Oberherrschaft zu unterstützen. Im April 1826 verabschiedeten Großbritannien und Russland in St. Petersburg dann ein offizielles Protokoll, das letztlich eine entsprechende Regelung empfahl. Nachdem Canning im Jahre 1827 das Amt des Premierministers übernommen hatte, wurde am 6. Juli von den Großmächten Großbritannien, Frankreich und Russland der maßgeblich auf ihn zurückgehende Londoner Vertrag unterzeichnet, der – gegen jährliche Tributzahlungen – eine staatliche Autonomie Griechenlands als Teil des Osmanischen Reiches vorsah. Die Türken verweigerten jedoch ihre Zustimmung, und nur drei Monate später verstarb Canning. Die weitere Entwicklung hin zur griechischen Unabhängigkeit sollte er nicht mehr miterleben.
Jens Rohmann