Wussten Sie schon, dass Griechenlands erstes Königspaar der Neuzeit nahe der Nordsee geheiratet hat? – anno 1838. Der Wittelsbacher Otto war König der Griechen geworden und brauchte eine standesgemäße Gattin. Im weitgehend adelsfreien Hellas ist sie nicht zu finden.
Im böhmischen Franzensbad wird ihm die blutjunge Herzogin Amalie aus Oldenburg vorgestellt, einer Residenzstadtnord westlich von Bremen. Sie gefällt ihm, er schreibt seinem Vater, König Otto von Bayern, dass er „echte Liebe für das anbetungswürdige Geschöpf“ empfinde. Am 22. November 1836 werden die beiden ausgerechnet im streng protestantischen Oldenburg getraut. Amalia ist da noch nicht einmal 18 Jahre alt. Als Suite steht ihnen das gesamte Erdgeschoss des Oldenburger Schlosses zur Verfügung. Nur das besonders prächtige, extra für die beiden angefertigte Empfangszimmer wird nicht rechtzeitig fertig. Dafür präsentiert es sich jetzt nach einer sorgfältigen Restaurierung 2011 als ein Juwel des Schlosses. 16 Tage lang wird gefeiert – dann geht es ab nach Griechenland. Amalia zieht als erste Königin der Griechen in Athen ein. Sie wird zum politischen Ratgeber ihres Mannes – und durch die 560 Briefe mit über 3000 Seiten, die sie ihrem Vater Richtung Ostfriesland schickt, auch zu einer Protokollantin ihrer Zeit. Sie lässt den heutigen Nationalgarten anlegen, kämpft mit freizügigen Dekolletés gegen die orientalische Kleidung der Griechinnen an und entwirft der Legende nach sogar die Uniformen der Evzonen. 1862 ist Schluss, die Griechen wollen den König nicht mehr, das königliche Paar flieht auf einem englischen Schiff und lässt sich in Bamberg nieder. Dort stirbt Amalia 1875, wird in der Gruft der Münchner Theatinerkirche beigesetzt. In der Bamberger Residenz ist sie noch immer in einem Gemälde präsent, in Oldenburg hängt eine Lithografie mit ihrem Porträt. In Athen ist einer der Hauptboulevards der Stadt nach ihr benannt.
Klaus Bötig