Tok – tok – tok ...Dumpf dröhnten die Schläge durch die Nacht. Sie hallten wider in den Gängen der Burg und in den engen Gässchen der Stadt, die steil zum Meer hinabführten, das sich unter einem sternenhellen Himmel in den Süden verlor. Michalos fuhr aus dem Schlaf und lauschte. Nach den harten, rhythmischen Schlägen schien die Stille doppelt unheimlich. Er sah sich um. Das Ölflämmchen vor dem silberbeschlagenen Heiligenbild warf bizarre Schatten auf die Wände des Zimmers. Tok – tok – tok ...Wieder diese Schläge.
Diesmal erwachte auch Evangelia. Sie schlug beunruhigt die dunklen Augen auf, mit einer Frage auf den Lippen. Da bemerkte sie die sorgenvolle Miene ihres Gatten und schwieg. Der hatte sich inzwischen erhoben, flüchtig bekleidet, und holte eben mit entschlossenem Griff die silberbeschlagene Pistole unter dem Kissen hervor. Da erklang schon vor der Kammertür eine erstickte Stimme: „Herr, es ist jemand vor dem Tor! Wer kann es sein, zu dieser Stunde?“ – „Mich fragst du?” – „Herr, was soll ich tun? Aufmachen?“ – „Fragen, wer da ist!“ – „Und wenn es Türken sind?“ – „Nicht öffnen, Panagos. Zurückkommen und mir melden.“ Die Schritte verhallten. Dann Flüstern am Tor. Michalos stand da, unbeweglich lauschend, die Pistole in der Hand. Evangelia war blass geworden. Ihre blutleeren Lippen bewegten sich in stummem Gebet.
Auszug aus unserer Neuerscheinung „Held von Kastropyrgos – Ein Schicksal aus dem griechischen Befreiungskrieg 1821“