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Der Gott Ares und die Justiz

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Foto (© Eurokinissi) Foto (© Eurokinissi)

So manche Institution im modernen Griechenland nimmt mit ihrem Namen Bezug auf einen Vorläufer aus dem antiken Hellas. Dazu zählt auch der Areopag, im Griechischen Ários Págos (Άρειος Πάγος), als Oberster Gerichtshof heute die höchste Instanz im Land für Straf- und Zivilgerichtsbarkeit. Seine Bezeichnung mag zunächst etwas seltsam anmuten, bedeutet sie im Deutschen doch „Ares-Hügel“.

Sie geht jedoch zurück auf jenen Rat, der im alten Athen auf dem Ares-Hügel, dem Areios Pagos nordwestlich der Akropolis, seinen Sitz hatte und nach diesem Tagungsort auch benannt war. Dem „Rat vom Areopag“, so die offizielle Benennung, kam – neben ursprünglich wohl umfangreicheren politischen Kompetenzen – insbesondere die Rechtsprechung in Fällen von Tötungsdelikten zu. Einst soll der Gott Ares selbst hier vor Gericht gestanden haben, später dann, so heißt es, sprach ihn der Rat unter dem Vorsitz der Göttin Athena Orest von der Schuld an der Ermordung seiner Mutter Klytemnästra und deren Geliebtem Ägisth frei. Zwar wurden die Kompetenzen des Areopags in Zusammenhang mit der Demokratisierung Athens in der 1. Hälfte des 5. Jahrhunderts v. Chr. erheblich beschnitten, dennoch blieb er aber weiterhin ein durchaus gewichtiges und würdevolles Gremium der Stadt. Noch in der römischen Kaiserzeit kam ihm eine hervorgehobene Bedeutung zu. Als am 16. Oktober 1834 durch ein Dekret König Ottos der Oberste Gerichtshof des modernen Griechenlands gegründet wurde, knüpfte man mit seiner offiziellen Benennung als „Areopag“ ganz bewusst an die antike Tradition an. Nachdem das Gericht seinen Sitz seit 1934 im ehemaligen Palast Heinrich Schliemanns hatte, bezog es 1981 schließlich seine heutigen Räumlichkeiten an der Leofóros Alexándras. Auch mit dem Namen des jetzigen Gebäudes schlägt man eine Brücke zurück in die Antike: Thémidos Mélathron (Θέμιδος Μέλαθρον) nämlich lautet er, der „Palast der Themis“. In der Vorstellung der alten Griechen war dies die Göttin, der die Zuständigkeit für Gerechtigkeit und Ordnung zukam.

Jens Rohmann

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