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Zum Straßennamengenitiv

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Foto © Griechenland Zeitung / Eleni Kougionis Foto © Griechenland Zeitung / Eleni Kougionis

Einer der größten Wohltäter Griechenlands und speziell Athens war Andreas Synggrós (1828-1899). Geboren in Konstantinopel kam der gelernte Banker um 1876 in die Hauptstadt und begann sein umfangreiches Hilfswerk für Kliniken, Theater und ... Straßen. Darunter trägt die, die Athen mit dem Meer verbindet, noch heute seinen Namen. Allerdings in der dafür üblichen Genitivform Synggroú, so dass Sie wahrscheinlich noch nie nach einem Herrn Synggrós gefragt haben.

Womit wir das Thema dieser nicht immer sofort offenliegenden Genitive von Namen aus der griechischen Kulturgeschichte angeschnitten haben. Hinter der wichtigsten Dreiergruppe der Hauptverbindungsstraßen zwischen der Platía Omonías und der Platía Syntágmatos, Stadíou, Panepistimíou und Akadimías, sind ja die Nominative unschwer zu erkennen. Wenn einem bewusstgemacht wird, dass alle altgriechischen Namen, die auf – on enden, den Genitiv auf – onos bilden, sind auch die Fälle Sólonos und Plátonos geklärt. Schwieriger wird es, wenn Sie bei den auf -es ausgehenden Namen die Genitivform erkennen sollen, da diese im Deutschen nach den lateinischen Betonungsregeln betont werden und deshalb die Unterscheidung zwischen den im Griechischen endbetonten Periklés, Themistoklés und H)ermés mit den Genitiven Perikléous, Themistokléous und Ermoú und den nicht endbetonten Aristotéles, Praxitéles und Sokrátes mit den Genitivformen Aristotélous, Praxitélous und Sokrátous aufgehoben wird. Der Begriff Straße (Odós und – als Boulevard – Leofóros) taucht bei all diesen Namen nur in der Form des bestimmten Artikels – i – auf, da beide Wörter weiblichen Geschlechts sind. Dass es in Thessaloniki eine Megálou Alexándrou geben muss, versteht sich von selbst. Die Straße, die den Hafen mit dem Lefkós Pírgos (dem Weißen Turm) verbindet, heißt allgemein Paralía, die sich dann noch als Νéa Paralía bis zur Konzerthalle fortsetzt, sie wird offiziell aber als Leofóros Níkis geführt. Dass jede Stadt in Griechenland eine 25. (ikostís pémptis) Martiou und eine 28. (ikostís ogdóis) Oktovríou-Straße haben muss, und zwar in der Genitivform, ist aus historischen Gründen ja auch einsichtig. Das Fass mit den ausländischen Prominenten in griechischen Straßennamen machen wir heute aber nicht auf, obwohl z. B. der Name Γκαίτε bzw. Γοήθιος für Goethe durchaus seinen Reiz hätte. Setzen Sie diesen Namen nämlich in den Genitiv der Gelehrtensprache, kommen Sie zur Odós Γοηθίου (Goithíou).

Hans Eideneier

 

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