„Ärmellos in Griechenland“ von Prof. Hans Eideneier: Dieses lehrreiche und amüsante Meisterwerk der deutsch-griechischen Sprachfindigkeiten ist nicht nur eins der bestverkauften Bücher, sondern auch das allererste Buch, das 2008 in unserem Verlag erschienen ist. Um Ihnen das Buch schmackhaft zu machen, hier ein Beitrag daraus sowie eine Karikaturen des Doyens dieses Genres, Kostas Mitropoulos.
Endáxi – Alles klar
Es ist gar nicht so selten, dass Deutschsprachige den Allerweltsausdruck εντάξει – endáxi – o.k., alles klar, mit dem Taxi in Verbindung bringen, beispielsweise Schwaben, die sich gern emTaxi aufhalten. Lautlich ist das ja auch naheliegend, allerdings nicht für das Griechische, weil da bekanntlich taxí betont wird. Das griechische εντάξει ist vermutlich doch tatsächlich eine Lehnübersetzung aus dem deutschen in Ordnung, sowohl von der Form her (Präposition εν + Dativform vom altgriechischen τάξις), als auch von der Bedeutung her: τάξις – taxis hat die Grundbedeutung Ordnung, das altgriechische εν τάξει war als „in der Schlachtordnung“ oder beim Arzt „der Reihe nach“ in Gebrauch. Solange das amerikanische o.k. noch nicht vollständig geklärt ist – die Griechen schwören auf das griechische όλα καλά – óla kalá – alles gut eines griechischen Hafenarbeiters in New York –, wäre diese Hypothese jedenfalls nicht von der Hand zu weisen. Das griechische Taxí wiederum ist genauso wie das deutsche direkt aus dem Französischen entlehnt und nichts anderes als die gekürzte Form von taximètre. Für griechische Wissenschaftler ist damit die Einordnung in die „humanistischen Kunstwortbildungen“ klar, sie zerlegen das Wort in die Bestandteile τάξις und μέτρο. Nun ist μέτρο sicher ein altgriechisches Wort, der erste Bestandteil von taximètre kommt aber nicht aus dem Altgriechischen, sondern aus dem Lateinischen: Taximètre geht auf Taxameter zurück und bedeutet „Fahrzeug mit Preisanzeiger“. Schon im alten Latein gab es ein Verb taxare in der Bedeutung „taxieren“, d. h. „den Wert einer Sache ermitteln und bestimmen“. Da aber die Grundbedeutung von taxare „berühren“ ist, genauso wie die des Verbs, von dem es abgeleitet wird, nämlich tangere (noli me tangere!), wird klar, dass das taxare der Nebenbedeutung mit dem berührend abschätzen zusammenhängt. Hätten das die griechischen „sprachreinigenden“ Kunstwortbildungsübernehmer des 19. und 20. Jahrhundert gewusst, hätten sie, genauso wie bei αυτοκίνητο – aftokínito, aus automobile den lateinischen Bestandteil gewiss ins Griechische übersetzt und daraus etwa ein timómetro gemacht. Und wir hätten es heute dann mit einem Timó zu tun. Eigentlich auch ein ganz nettes Wort für Taxi, oder nicht? Dass die deutsche „Droschke“, wie man früher das Taxi nannte, aus dem Russischen kommt (drožki ist ein leichter Wagen), sei nur noch erwähnt, um die polyglotte Basis etwas zu erweitern.
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