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Oregano: Griechenlands Allround-Gewürz

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Der Oregano ‒ Origanum vulgare ‒ (η) ρίγανη (rígani); altgr. (τό) ὀρίγανον (oríganon), (ἡ) ὀρίγανος (oríganos) Der Oregano ‒ Origanum vulgare ‒ (η) ρίγανη (rígani); altgr. (τό) ὀρίγανον (oríganon), (ἡ) ὀρίγανος (oríganos)

Fasziniert vom sonstigen lebendigen Chaos in einer kleinen griechischen Küche auf dem Lande, bin ich immer wieder erstaunt, welche Ordnung und Übersichtlichkeit bei den Würzwaren herrschen. Salz und Pfeffer, ein getrockneter Lorbeerzweig, Zimt, vielleicht ein Knoblauchzopf, vor allem aber Oregano.

Es ist das in Griechenland am häufigsten verwendete Gewürzkraut. Da kann die Küche noch so bescheiden sein, neben der Feuerstelle oder dem Herd muss griffbereit ein großes Schraubglas mit Oregano stehen. Erst getrocknet entfaltet das Gewürz sein vollkommenes Aroma. Das Geheimnis: Zum richtigen Zeitpunkt gepflückt, als Strauß im Schatten getrocknet und dann, wohl ver-schlossen, aufbewahrt. Außerdem sorgen die Sonne, der felsige, karge Boden und ein guter Standort für die außerordentliche Qualität, auf die sehr viel Wert gelegt wird. Gesammelt wird es zur Blütezeit. Da ein Stängelchen, dort ein Stängelchen, so dass man gar nicht erkennen kann, dass hier gepflückt wurde, immer mit Bedacht darauf, dass es sich vermehren soll und dass es im nächsten Jahr wieder frisches Kraut gibt. Es ist noch gar nicht so lange her, dass Oregano südländischer Herkunft als Gewürzkraut in Deutschland bekannt wurde. Mit der Verbreitung der italienischen und griechischen Küche durch Pizzerias, Restaurants und Tavernen zog Oregano auch in private Haushalte jenseits der Alpen ein. In Griechenland kennt man hauptsächlich zwei verschiedene Oregano-Typen, die beide wild wachsen. Das Origanum onites, das im deutschen Sprachgebrauch als Suppen- oder Topf-Oregano bekannt ist, und den Borstigen Dost = Griechischer Oregano, eine Unterart des Origanum vulgare.

Oregano borstiger Dost

Oregano als Heilpflanze

Oregano wird nicht allein wegen sei¬nes Aromas so gerne beim Kochen verwendet. Es wirkt mit seinen milden Bit¬terstoffen gegen Blähungen und fördert die Gallensaftproduktion. Auf diese Weise macht es nicht nur die oft schweren griechischen Gerichte bekömmlicher. Bei krampfartigem Husten und Erkältungen helfen seine ätherischen Öle. Daher wird es gerne mit in winterliche Teemischungen ge¬geben. Noch beliebter als Heilmittel mit langer Tradition ist eine weitere Oregano-Art, der auf der Insel Kreta endemische Kretische Diptam, Diptamdost, Origanum dictamnus, δίκταμο (díktamo). Ein ganz haariges Gewächs mit kleinen rundlichen Blättern. Es wirkt bei Magen- und Darmstörungen, Menstruationsbeschwerden, als Gurgelmittel bei Entzündungen im Mund und Rachen-raum. Der Kretische Diptam ist eine streng aromatische Pflanze und wird in England als Küchenkraut und zum Würzen von Wermutwein verwendet.

Was wäre die griechische Küche ohne ρίγανη!

Der Bedeutung und Wichtigkeit des Ausdrucks „es duftet, μοσχοβολάει“ wird man sich bewusst, wenn Freunde zu Besuch kommen, die den Oregano als das Pizza-Gewürz schlechthin kennen, das man meist in Tütchen oder Gläsern abgepackt kaufen kann. Wenn sie dann das erste Mal in Griechenland den hiesigen Oregano bewusst wahrnehmen, wenn sie es auf den Feta, den griechischen Schafs- oder Ziegenkäse, gestreut oder im moussaká, dem Auberginenauflauf, kosten, oder auch in den gígantes, den dicken weißen Bohnen, schmecken, dann geht ein Staunen durch die Runde: Wie das riecht, wie das duftet …!

Aus dem Buch: „Garten der Götter - Pflanzen am Mittelmeer: Heilkraft, Mythos, Geschichten & Rezepte“, das gerade in 2. überarbeiteter Auflage im Verlag der Griechenland Zeitung erschienen ist.


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