Im September jährt sich die Einnahme und Zerstörung der kosmopolitischen westtürkischen Hafenstadt Smyrna durch nationaltürkische Truppen und die Vertreibung der christlichen Mehrheitsbevölkerung zum 95 Mal.
Sie besiegelte den Traum von einem Großgriechenland an beiden Küsten der Ägäis und führte 1924 zur ersten systematischen massenhaften Umsiedlung von Bevölkerungen in der jüngeren Geschichte: Fast anderthalb Millionen orthodoxe Christen mussten ihre Heimat in der Türkei für immer aufgeben, im Gegenzug wurde rund eine halbe Million Muslime vor allem aus Nordgriechenland und Kreta in die Türkei vertrieben. In das griechische kollektive Gedächtnis ist das Ereignis als „Kleinasiatische Katastrophe“ eingegangen. In der neuen Heimat gründeten die Vertriebenen zahlreiche Orte, die mit dem Vorsatz „Nea“ oder „Neos“, also Neu-, den Namen des Herkunftsortes bewahrt haben. Einer dieser Orte ist die Vorstadt Nea Smyrni im Südwesten Athens. Aus Anlass des 95. Jahrestages der „Katastrophe“ findet seit Montag und bis zum 24. Juli bei freiem Eintritt im Virtuellen Smyrna-Museum und im Veranstaltungssaal „Galaxias“ eine Veranstaltungsreihe statt. Unter anderem werden in Zusammenarbeit mit der griechischen Kinemathek zahlreiche Filme zum Thema gezeigt, wie der bekannte Film „Rembetiko“ von Kostas Ferris von 1983, der auf der Berlinale 1984 den Silbernen Bären gewann (23.3.), und der Film „Smyrna“ des jüngst verstorbenen Regisseurs Nikos Koundouros (6.4.), oder die Dokumentarfilme „Smyrna: Katastrophe einer kosmopolitischen Stadt“ und „Von beiden Seiten der Ägäis“ zum Bevölkerungsaustausch von Maria Iliou (8., 28.4. bzw. 19.4., 27.5.). Daneben finden viele Konzerte zur bedeutenden musikalischen Tradition der Smyrna-Griechen sowie Theatervorstellungen und Ausstellungen statt. Das Programm findet man auf der Website www.neasmyrni.gr. (GZak / Foto: GZin)