Der wegen Leitung bzw. Mitgliedschaft einer terroristischen Organisation seit 14 Jahren inhaftierte Alexandros Giotopoulos hat in einem Brief an die Zeitung „Ethnos“ eine einstige Führungsrolle in der Terrorgruppe „17. November“ (17N) bestritten. Er wirft Parteien und Geheimdiensten – darunter der CIA – vor, acht Mitgliedern der Terrorgruppe Rückendeckung zu geben. U. a. erwähnt Giotopoulos eine Waffe in einer im Jahr 2002 von der Polizei durchsuchten konspirativen Wohnung der Terroristen; diese hätte ihm zufolge als Beweismaterial herangezogen werden können, damit sich noch mehr Mitglieder vor der Justiz hätten verantworten müssen. Diese Waffe sei jedoch auf mysteriöse Art und Weise verschwunden. Giotopoulos vermutet dahinter entweder ausländische Geheimdienste oder einige seiner einstigen Genossen, die mit den Behörden kooperiert hätten. Zudem betont er, dass es keinerlei Beweis dafür gebe, dass er der Anführer des 17 N gewesen sei. Außerdem sei der Gerichtsprozess gegen ihn teilweise „dubios“ verlaufen.
Die Ermittlungsbehörden entgegnen auf diese Vorwürfe, es bestehe tatsächlich der Verdacht, dass eine Waffe aus einem der Treffpunkte der Gruppe entwendet worden sei. Die Polizei vermutet dahinter Dimitris Koufontinas, der ebenfalls als Mitglied des 17N zu mehreren lebenslangen Haftstrafen verurteilt worden ist. Auch wird seitens der Ermittlungsbehörden erklärt, dass in diversen konspirativen Wohnungen des 17N Fingerabdrücke sichergestellt worden sind, die nicht identifiziert werden konnten. Diese Personen hätten aber vermutlich eher eine Nebenrolle bei den Aktivitäten der Gruppe gespielt. Bei den von Giotopoulos erwähnten Parteien soll es sich Erklärungen der Polizei zufolge um die frühere Regierungspartei PASOK handeln. Bereits in den Jahren 1985 bis 1993 gab es Gerüchte, dass die Sozialisten mit dem 17Nverbunden verbandelt gewesen seien. Dafür fanden sich bisher allerdings keinerlei Beweise.
Die 17N hat zwischen 1975 und 2002 (dem Jahr der Zerschlagung der Gruppe und der Verhaftung maßgeblicher Mitglieder) 23 Morde an griechische und ausländische Politikern, Armeeangehörigen, Polizisten und Diplomaten verübt. Außerdem gehen zahlreiche Bombenschläge und Banküberfälle auf das Konto der Gruppe. (Griechenland Zeitung / eh)
Unser Archivfoto (© Eurokinissi) zeigt Giotopoulos im Jahre 2005 während des Prozesses gegen die Terrorgruppe 17N.