Als ideales Ziel für Wassersportler hat Griechenland einen exzellenten Ruf. Die Ägäis ist das ideale Gewässer für gute Schwimmer, der Meltemi begeistert Windsurfer und Kiter – und trotz Fischarmut lockt die Unterwasserwelt viele Taucher an. Doch Hellas hat weit mehr zu bieten, von Reiterferien bis zum River-Rafting, vom Bungee-Sprung bis zu Yoga und griechischem Tanz.
Selbst für Schwimmer gibt es in der Ägäis noch echte Herausforderungen. Zwischen der kleinen Dodekanes-Insel Symi und der kleinasiatischen Kleinstadt Datca findet alljährlich ein Friedensschwimmen statt. Eine echte Langstrecke ist auch beim Marathon-Schwimmen zwischen Kallithea auf der chalkidischen Halbinsel Kassandra und Nikiti auf dem mittleren Finger, der Sithonia, zu bewältigen. Vollends nach Abenteuer klingt das Angebot des britischen Spezialanbieters Swim Trek: Bei ihm kann man von Mai bis September allwöchentlich eine Schwimmwoche buchen, in der die Teilnehmer zwischen den verschiedenen Inseln der Kleinen Kykladen und sogar bis nach Naxos hinüber schwimmen. „Fähren sind für Weicheier“, lautet das Motto der Briten, die weltweit aktiv sind und in ihrem Programm auch eine Querung des Hellespont offerieren.
Kayak und Bungee
Abenteuerlust ist auch die Voraussetzung für Kajaktouren, die auf der größten der Ionischen Inseln starten. Die Schweizer Griechin Yvonne Walser und ihr griechischer Partner stellen da auf Kefalonia nicht nur See-Kayaks für Tagestouren zur Verfügung, sondern führen ihre Gäste auf acht- bis elftägigen Kayak-Safaris, bei denen teilweise in Zelten an einsamen Stränden übernachtet wird. 64 Seemeilen lang ist ihr 9-tägiger Törn von Kefalonia zu den Inseln Ithaki, Lefkas, Meganissi, Kalamos und Kastos; sogar 110 Seemeilen muss paddeln, wer Kefalonia in elf Tagen umrunden will. Auch Santorini Sea Kayak bietet zweimal jährlich mehrtägige Kayak-Touren an. Da geht es dann von Naxos aus zu den Kleinen Kykladen Koufonissi, Schinoussa und Iraklia. Begegnungen mit den Schwimmern von Swim-Trek sind möglich.
Einen Adrenalin-Stoß pur bedeutet jeder Bungee-Sprung. In Griechenland ist er an drei Stellen möglich. Im Star Water Park im Touristenort Chersonissos auf Kreta springen Mutige von einem direkt an der Küste aufgestellten Kran dem Meer entgegen. Von der alten Straßenbrücke über den Kanal von Korinth geht es über 40 Meter tief zwischen den Felswänden dem Kanalbett hingegen. Und bei Aradena oberhalb der Südküste Kretas ist sogar der zweithöchste Sprung Europas möglich. Von einer schmalen Brücke geht es da fast 140 Meter tief in die Aradena-Schlucht hinunter, über der häufig noch Geier kreisen.
Klettern und Wandern
Hinauf statt hinunter wollen die Rock Climber, die in Hellas vor allem die einstige Schwammfischerinsel Kalymnos als Urlauberpotenzial für sich entdeckt hat. Dort sind an steilen Felswänden bereits über 1300 verschiedene Kletterrouten eingerichtet, zahlreiche kleine Hotels und Pensionen haben sich ganz auf die Kletterer aus aller Welt eingestellt, die vor allem im Frühjahr und Spätherbst in Scharen kommen. Was sie hier besonders neben der relativ guten Organisation schätzen, ist die unmittelbare Nähe der Kletterreviere zum Meer. Einen ganz anderen Kick bieten die Meteora-Felsen bei Kalambaka auf dem Festland. Felsen, auf denen Klöster stehen, sind zwar für Kletterer tabu, doch dafür bieten die vielen anderen Felsen den gleichen weiten Blick in die Landschaft und zusätzlich noch den auf die Klöster. Weithin unbekannt sind im Gegensatz zu diesen beiden Zielen die markierten Kletterrouten im Taygetos-Gebirge bei Sparta und am Mesa Vouno bei Santorin, die dem Interessenten viel Eigeninitiative abfordern.
Ohnehin beginnen Inseln und Gemeinden erst langsam, die wirtschaftliche Bedeutung eines alternativen Tourismus zu erkennen. Griechenland ist ja unbestritten ein Wanderparadies – doch leider fehlen vielerorts markierte und gepflegte Wanderwege, Wanderführer und Basisinformationen. Noch am häufigsten frequentiert wird wohl das Teilsstück des Europäischen Fernwanderwegs E4, der von Ost nach West durch ganz Kreta führt. Einen ähnlichen Fernwanderweg gibt es sonst nur noch mit dem Corfu Trail auf Korfu. Relativ gut markiert sind viele Wanderwege auf der Chalkidiki und auf Alonissos. Vorbildlich ist das fast 200 Kilometer lange Wegenetz auf Skiathos. Das hat der Schwabe Ortwin Widmann in 15 Jahre langer Arbeit angelegt, markiert und in einem Wanderführer ausführlich beschrieben. Zusammen mit einheimischen Freiwilligen schneidet er sie noch immer in jedem Frühjahr frei und bessert sie aus. Noch viel zu selten bieten lokale Reisebüros spontan buchbare Tageswanderungen an: Marktführer sind da Happy Walker in Rethymnon auf Kreta und ANSO Travel in Plakias an Kretas Südküste. Mit ihnen kann man nahezu täglich andere Ziele auf der Insel ansteuern, Schluchten durchwandern und Berge erklimmen.
River Rafting, Golf und Reiten
Sehr viel besser entwickelt ist der Markt der Wildwasserfahrten, die auch junge Griechen sehr schätzen. Vorreiter ist der Norden des Landes. Von Toxotes aus geht es durch die unberührte Nestos-Schlucht, die die Grenze zwischen Ostmakedonien und West-Thrakien bildet, von Konitsa im Epirus aus führt das River Rafting durch dichte Wälder über die wilden Wasser des Voidomatis. Die Touren finden im Sommerhalbjahr täglich statt und können auch noch kurzfristig am Vorabend gebucht werden.
Großen Nachholbedarf hat Hellas im Golftourismus. Greens gibt es bisher nur bei Athen und bei Porto Carras auf der Chalkidiki, bei Pylos auf dem Peloponnes sowie auf den Inseln Korfu, Kreta und Rhodos. Recht groß, aber weithin unbekannt ist das Angebot an guten Reitställen. Einige bieten sogar richtige Urlaubswochen für Familien auf dem Pferdehof an, alle stundenweise Ausritte für Anfänger und Fortgeschrittene. Von einigen Reiterhöfen aus kann man sogar auf mehrtägige Trails gehen: So auf Lesbos, auf Kefalonia und Kreta. Vollmondritte sind eine Spezialität von Peripetia bei Koroni auf der Peloponnes, das RAI-Reiten ohne Peitsche und Sporen, Kandare und Trense lernt man auf der Little Ranch bei Zacharo an der Westküste des Peloponnes. Spezialisten fürs Dressurreiten sind z. B. Alfa Horse auf Kos und Bavarian Horse Riding Stables auf Kefalonia – und zweitägige Ausritte mit Übernachtungen in den Pilgerhütten eines Klosters bietet die Elpida Ranch in Gennadi auf Rhodos an.
Yoga und Tanzen
Wer lieber nach innen schaut als durch die Gegend zu streifen, findet in Griechenland auch einige wenige Yoga-Angebote. Eine einsame Region an der Südküste Kretas zieht wegen der besonderen Kraft dieses Stücks Erde Yogi aus aller Welt nach Agios Pavlos und Triopetra.
Temperament statt Besinnlichkeit ist hingegen bei griechischen Tanzkursen gefragt, wie sie Ursula Kastanias zusammen mit ihrem einheimischen Mann Christos im rauen Westen von Ikaria anbietet. Als gute Schweizerin ist sie da übrigens auch bei der Pflege und Ausschilderung von Wanderwegen aktiv.
Klaus Bötig
Unsere Fotos (© GZ / kb) zeigen einen Kletterer an einem Meteora-Felsen. Und eine Kayaktour in der malerischen Umgebung von Kefalonia.
WEBADRESSEN
Schwimmen: www.swimtrek.com
See-Kayak: www.seakayaking-kefallonia.com, www.santoriniseakayak.gr
Bungee: www.starbeach.gr, www.bungee.gr (Kreta), www.zulubungy.com (Korinth)
Climbing: www.climbinkalymnos.com, www.kalampaka.com, www.santoriniseakayak.gr
Wandern: www.walkingskiathos.gr, www.happywalker.nl, www.ansotravel.com
River Rafting: www.riverland.gr (Nestos), www.alpinezone.gr (Aoos)
Reiten: www.melanouri.com (Kreta), www.horseriding.gr (Kreta), www.kephalonia.com, www.little-ranch.net, www.peripetia.de, http://elpidaranch.eu, www.pferdreiter.de (Lesbos), www.alfa-horse.de
Yoga: www.kretashala.de, www.yogaplus.co.uk
Tanzen: www.ikaria.ch