Jetzt kreischen wieder die Motorsägen und brummen die Erntemaschinen auf den Nachbargrundstücken – es ist Olivenerntezeit. Wir selbst haben unsere wenigen Bäume auch schon abgeerntet, die Ausbeute ist gut in diesem Jahr.
Glücklicherweise spielt das Wetter mit, manchmal hatten wir auch schon arge Schlammschlachten. Überall hört man griechisches Stimmengewirr, mal lauter, mal leiser, je nachdem ob gestritten oder nur erzählt wird. Es wird bereits dunkel, die prall gefüllten Säcke werden auf die Hänger geladen und ab geht es zu den Olivenmühlen. Und hier beginnt der eigentliche Spaß der Olivenernte: Es wird Wein oder auch Ouzo, Brot und Käse angeboten, um die Wartezeit auf das fertige, zunächst nicht goldgelbe, sondern zumeist hellgrüne, Öl zu verkürzen. Die modernen Mühlen machen feste Termine aus, zu denen man das Öl wieder abholen kann. Aber viele von den älteren Bauern und natürlich auch manch ein Ausländer wollen es sehen, wie ihr Öl entsteht. Die ganze Zeit wird darüber diskutiert, ob es denn eine gute Ernte sei, was es mit der „Fliege“ auf sich habe, und dabei ist es vollkommen egal, ob man Einheimischer oder Fremder ist. Die Sorge um die Qualität und Quantität eint die Nationalitäten. Wenn das denn auf anderen Gebieten auch so einfach wäre! Danach fahren diejenigen Familienmitglieder, die extra zur Ernte angereist waren, wieder nach Athen oder in andere Teile Griechenlands zurück. Schade, werden einige der Zurückbleibenden denken, es war natürlich auch harte Arbeit, aber das gemeinschaftliche Arbeiten hat auch Freude bereitet. Aber bald kann man sich ja schon wieder darüber unterhalten, wie denn wohl die nächste Ernte aussehen wird.
Christiane Dalbeck, Pylos