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Badeurlaub mitten in einem Dorf

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Foto (© GZkl): Der Hauptfluss von „Geo“ am frühen Morgen. Foto (© GZkl): Der Hauptfluss von „Geo“ am frühen Morgen.

Der minoische Palast von Knossos steht nicht nur bei Iraklio, sondern auch am Strand des kretischen Dorfes Georgioupolis. Das ist in vielerlei Hinsicht ein ungewöhnlicher Urlaubsort.

Ganzjährig Wasser führende Flüsse sind auf den griechischen Inseln ein seltenes Naturphänomen. Georgioupolis an der Nordküste Kretas hat gleich drei davon. Einer fließt mitten durchs Dorf. Ganz nahe der Mündung liegen da an den beidseitigen Kais mehrere große Fischerboote. An der Brücke über den Fluss kann man Tret- und Paddelboote mieten und damit einige hundert Meter stromaufwärts fahren. Dichtes Schilf säumt die Ufer, im Wasser tummeln sich zahlreiche Sumpfschildkröten. Die fühlen sich, so sagen es die Naturschützer, von den Menschen allerdings eher gestört.

Wahrhaftt seltenes Erlebnis

An beiden Dorfrändern fließen zwei kleinere Bäche ins Kretische Meer. Der eine schlängelt sich im Osten über den hier beginnenden, zehn Kilometer langen Sandstrand; der andere eilt dem Salzwasser eher geradlinig am nordwestlichen Ortsrand entgegen. Zwischen seiner Mündung und dem Flusshafen erstreckt sich ein zweiter, nur etw 200 Meter langer Sandstrand, der Kalivaki Beach. Das Frischwasser in beiden Bächen ist kalt. Wer am Kalivaki Beach badet, spürt das besonders deutlich. Da sind die Temperaturunterschiede zwischen Meer- und Frischwasser nicht nur in der Horizontalen, sondern auch in der Vertikalen zu spüren. Man bekommt warme Füße, ein kaltes Knie, einen warmen Bauch, einen kalten Hals – oder auch andersherum. Das ist ein wahrhaft seltenes Erlebnis!

Akropolis am Kretischen Meer

Am kurzen Kalaivaki Beach stehen nur zwei einfach-urige Tavernen. Zu einer von ihnen gehören auch ein paar Studios landeinwärts und ein großer Swimmingpool. Am und vorm Schwimmbecken überraschen die Ergebnisse der Bauleidenschaft des alten Tavernenbesitzers und seiner Familie. Sie haben historische Gebäude Kretas und ganz Griechenlands in riesigen Modellen auf ihr Grundstück geholt. Zur übermannshohen Athener Akropolis gesellen sich das Herodes Attikus-Odeon und das Dionysos-Theater. Präsent sich auch das kretische Arkadi-Kloster und die Marienkirche von Tinos. Dem Strand am nächsten breitet sich über mehrere Quadratmeter der Palast von Knossos aus. Aus unerfindlichen Gründen wird nirgends im Dorf auf diese einzigartigen Sehenswürdigkeiten hingewiesen. So entdecken sie viele Georgioupolis-Urlauber gar nicht. Sollte etwa der Neid zwischen den Dorfbewohnern so groß sein, wie ihn der US-amerikanische Autor MacNeil und seine schwedische Frau Inga in den 1960er-Jahren erlebten, als sie für ein paar Monate im damals noch total untouristischen Georgioupolis lebten? Ihr Buch „Wind auf Kreta“ ist für Urlauber hier eigentlich Pflichtlektüre.

Zwei Dorfplätze

Inzwischen ist das große Dorf zwischen Rethymno und Chania kein Geheimtipp mehr. Individualtouristen sind eher in der Unterzahl, denn vor allem abends strömen auch viele Menschen ins Dorf, die in den großen Strandhotels am zehn Kilometer langen Hauptstrand ihr Pauschalpaket gebucht haben. Und auch im Ort selbst stehen drei – zwar große, aber harmonisch eingefügte – Hotels, die alle der gleichen einheimischen Familie gehören. Doch diese Hotels setzen nicht auf All Inclusive, sondern bieten auch bloße Übernachtung mit Frühstück an. Dadurch können auch die ortsansässigen Tavernenwirte gut leben, ist die modern gestaltete Platia mit ihrem weitläufigen Springbrunnen abends immer gut belebt.
Außerdem hat die Hoteliersfamilie nur 200 Meter entfernt eine zweite Platia direkt an der Uferstraße geschaffen. Die drei Hotels selbst besitzen keine Restaurants. Alle Hotelgäste müssen zum Frühstück und anderen Mahlzeiten auf diese hoteleigene Platia gehen und tragen so dazu bei, dass die Dorfstraßen niemals leer sind.

Viele Hotels stehen mitten im Dorf

Trenaki statt Ausflugsbus

Historische Sehenswürdigkeiten hat Geo, wie der Ort von seinen Liebhabern kurz genannt wird, nicht zu bieten. Er ist ja auch erst 125 Jahre alt. Er wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts gegründet und nach dem damaligen Hochkommissar der Insel, Prinz Georg, benannt. Sichtbartes Zeugnis jener Zeit sind die vielen hohen Eukalyptusbäume im Ort, am Flussufer und entlang der Straße nach Vrysses. Sie sollten damals dazu beitragen, den Sumpf trocken zu legen, in dem Geo entstand. Sehr viel jünger als diese Bäume ist die kleine Kapelle des hl. Nikolaus, die auf einem Fels dicht vor der Küste erbaut wurde. Sie erinnert an die ähnlichen platzierten Kirchlein auf Inselchen vor Korfu, auf Leros oder im thrakischen Vistonas-See. Ein nur mühsam zu begehender Damm führt vom Ufer aus zur innen schmucklosen Kapelle hinüber.

INFO
Internet: www.georgioupoli.net
Hotels: www.corissia.com, www.riveer-side.gr, www.vamosvillage.gr
Reiseführer: Die Kreta-Bände in den Reihen Marco Polo, Baedeker, DuMont Direkt, DuMont Bildatlas, alle von GZ-Autor Klaus Bötig.
Künstlerbuch: „Tage auf Kreta“ von Klaus Bötig und Hans-Jürgen Gaudeck
Urlaubslektüre: „Wind auf Kreta“ von David MacNeil Doren (nur antiquarisch)

(Griechenland Zeitung / Klaus Bötig)

 

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