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Umkämpfte Festung und landschaftliches Juwel

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Foto (© GZjr): Blick von der Lechaion-Straße in Altkorinth auf den Berg von Akrokorinth. Foto (© GZjr): Blick von der Lechaion-Straße in Altkorinth auf den Berg von Akrokorinth.

Der Fels von Akrokorinth erhebt sich imponierend in unmittelbarer Nähe des berühmten Kanals sowie der antiken Stadt von Korinth. Schon vor tausenden Jahren wurde sein natürlich wehrhafter Charakter genutzt. Heute bietet sich vom Gipfel aus ein unbegrenzter Blick auf Land und Meer.

Fast wie aus dem Nichts ragt am Isthmos von Korinth, der Landenge zwischen der Halbinsel Peloponnes und dem griechischen Festland, mit einer Höhe von 575 Metern der mächtige Felsklotz von Akrokorinth empor. Seine schroff abfallenden Seitenwände verleihen ihm schon aus der Ferne einen abweisenden und wehrhaften Charakter, und bereits im Altertum war der Berg zur Festung ausgebaut worden. Er diente als Akropolis und Burg der sich an seinem Fuß erstreckenden Stadt Korinth und war im Verlauf der Geschichte stets ein nur schwer zu überwindendes Bollwerk für all jene, die die Peloponnes in ihren Besitz bringen wollten.

Blick aus der Vogelperspektive

Noch heute beeindrucken die erhaltenen Reste des imposanten Festungswerks von Akrokorinth jeden Reisenden, und mit ihren etwa zweieinhalb Kilometer langen Mauern legt die Anlage ein beredtes Zeugnis von ihrer jahrhundertelangen Nutzung durch die jeweiligen Herren der Burg ab. Ein Besuch lohnt aber nicht allein wegen der historischen Bedeutung, sondern bietet überdies ein unvergessliches Landschaftserlebnis. Eindrucksvoll ist die weitläufige Festung mit den Überbleibseln ihrer Bebauung in die überwältigende Natur des Berges eingebettet, und geradezu einzigartig ist die grandiose Rundumaussicht von dessen gut zu bewältigendem Gipfel: Der Blick reicht nicht nur tief in die Bergwelt der Peloponnes und des gegenüber liegenden Festlands hinein, sondern – gewissermaßen aus der Vogelperspektive – auch weit über den Korinthischen und den Saronischen Golf mit dem dazwischen liegenden Isthmos hinweg. Zurecht steht dieser Ausblick im Ruf, einer der schönsten zu sein, die Griechenland für seine Gäste bereithält.

Idealer Rückzugsort

In seiner Funktion als Burg von Korinth waren die Geschicke Akrokorinths eng an jene der Stadt geknüpft, und für den Fall feindlicher Offensiven scheinen sich deren Bewohner durch den Bau einer Mauer schon früh eine Rückzugsmöglichkeit auf der Höhe des Berges gesichert zu haben. Vereinzelte Spuren machen das Vorhandensein einer entsprechenden Befestigung bereits für die Zeit um 600 v. Chr. wahrscheinlich, als der berühmte Tyrann Periander die Herrschaft über Korinth innehatte. Spätestens im 4. Jahrhundert v. Chr. wurde der Berg dann vollends zu einer stattlichen Festung ausgebaut, die auch an die Ummauerung der Stadt in der Ebene angeschlossen war. Umfangreiche und in ihrer Erscheinung sehr eindrucksvolle Reste dieses Verteidigungswerks aus klassischer Zeit sind bis heute erhalten. Im Verlauf der folgenden Jahrhunderte musste es dann immer wieder instand gesetzt und auch erweitert werden, sodass sich in den weitläufigen Mauern von Akrokorinth die überaus wechselvolle Geschichte des Platzes widerspiegelt.

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Widerstand gegen Kreuzritter

Erste gewaltsame Beschädigungen erfuhr die Anlage schon in der Antike, als sie in Zusammenhang mit der Zerstörung Korinths durch die Römer im Jahre 146 v. Chr. stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Um die Mitte des 6. Jahrhunderts ließ in Reaktion auf die sich immer stärker abzeichnenden Bedrohungen durch Barbaren aus dem Norden Kaiser Justinian die Befestigungen reparieren und verstärken. So konnten die Bewohner Korinths im frühen 7. Jahrhundert in die Burg umsiedeln, um dort Schutz vor den beständig anstürmenden Slawen zu suchen. Erst in der zweiten Hälfte des folgenden Jahrhunderts sollten sie wieder in die verlassene Stadt zurückkehren. Bald darauf schon erlangte Korinth erneut besondere Bedeutung, als es nach einer Reform der Verwaltungsstrukturen des Byzantinischen Reiches im frühen 9. Jahrhundert zur Hauptstadt des sogenannten „Themas“ Peloponnes avancierte. Eine zugewiesene Militäreinheit bezog damals Stellung auf Akrokorinth, und die Stadt erlebte eine neue Blüte. Diese fand 1147 freilich ein jähes Ende, als Normannen aus Sizilien Korinth unter ihrem König Roger II. plünderten und sich vorübergehend auch seiner Burg bemächtigten.Trotz dieses Rückschlags aber fand die enorme Stärke von Akrokorinth nur wenig später eine nachdrückliche Bestätigung, als die Festung von Kreuzrittern aus Westeuropa angegriffen wurde. Nachdem die Franken 1204 Konstantinopel erobert hatten, waren sie auch auf den südlichen Balkan vorgestoßen. Da sie Akrokorinth nicht im Sturm erlangen konnten, begannen sie eine langwierige Belagerung, für deren Zwecke sie auf der benachbarten, Penteskoufi genannten Höhe sogar eigens eine kleinere Festung errichteten. Immerhin knapp fünf Jahre konnten die griechischen Verteidiger der Burg den feindlichen Attacken standhalten, bevor sie sich 1210 dann doch geschlagen geben mussten.

Byzantinische Herrschaft

Unter den westlichen Besitzern war Akrokorinth, hinter dessen Mauern sich die Einwohner der Stadt längst wieder zurückgezogen hatten, einer der wichtigsten Orte des neu gegründeten fränkischen Fürstentums von Achaia, das hier auch seine ersten Münzen prägen ließ. Erst 1395 gelang es Theodor I. Palaiologos, dem damaligen Despoten von Mistra, Akrokorinth wieder in griechische Hand zu bringen. Er verkaufte die Anlage fünf Jahre später zwar an den rhodischen Johanniterorden, erwarb sie aber bereits 1404 gegen entsprechende Entschädigungszahlungen von den Rittern zurück. Lange währte die byzantinische Herrschaft über Akrokorinth allerdings nicht mehr. Der Expansionsdrang der türkischen Osmanen, die 1453 die alte Reichshauptstadt Konstantinopel erobert hatten, machte auch vor der Peloponnes nicht halt, und so nahm Sultan Mehmet II. 1458 Akrokorinth mit seinen Kanonen unter Beschuss. Nach dreimonatiger Belagerung konnte er die Festung schließlich einnehmen und eine Garnison mit 400 Janitscharen in ihr einrichten. Neben Griechen lebten nun also auch Osmanen auf Akrokorinth, zusehends wurde jetzt aber auch der alte Siedlungsplatz am Fuß des Berges wieder genutzt.

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Die Ankunft der Venezianer

1687 wechselte die Herrschaft über Akrokorinth ein weiteres Mal, als die Venezianer im Zuge ihres Vordringens auf der Peloponnes auch hierher kamen. Mit großem Aufwand betrieben sie die erneute Instandsetzung und Erweiterung des Festungswerks, nichtsdestotrotz aber konnten die Osmanen 1715 wieder nach Akrokorinth zurückkehren. Nach dem Ausbruch des griechischen Freiheitskampfes im Frühjahr 1821 richteten die Aufständischen ihren Blick natürlich auch auf die Burg von Korinth, und tatsächlich war deren Besatzung zu Beginn des folgenden Jahres gezwungen zu kapitulieren. Zwar gelang es den Türken, die Festung zwischenzeitlich noch einmal zurückzugewinnen, am 26. Oktober 1823 mussten sie sie aber endgültig an die Griechen abtreten. Mit diesem symbolträchtigen Ereignis endete die jahrhundertelange Nutzung der Anlage als Burg von Korinth, und eine der ehemals wichtigsten Festungen Griechenlands verwandelte sich in eine der nunmehr imposantesten Ruinenstätten des Landes.

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Zeugen unterschiedlicher Zeiten

Den heutigen Besucher stimmt schon der Fahrweg hinauf zur Festung mit seinen herrlichen Ausblicken auf die Besonderheit des Ortes ein. Oben am Parkplatz angelangt öffnet sich dann die Sicht auf das mächtige, in den Berg geschmiegte Verteidigungswerk der Burg, das mit drei hintereinander gestaffelten Mauerzügen hier an der Zugangsseite zur Festung besonders stark ausgebaut war. Durch die entsprechenden Tore führt ein grob gepfasterter Rampenweg hoch zum Inneren der Anlage. Griechen, Römer, Byzantiner, Rhodosritter, Franken, Venezianer und Türken haben an den Mauern gearbeitet, sie immer wieder repariert, verstärkt und erweitert, wobei aber doch stets die Burgmauer aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. ihr eigentlicher Kern blieb. Von dieser haben sich ansehnliche Reste im inneren, dritten Mauerzug erhalten, wo sich die großen, wohlgeformten und akkurat versetzten Blöcke im Gesamtkontext der Befestigung leicht ausmachen lassen. Besonders schön ist das am rechten Turm des Tores zu erkennen, der in weiten Teilen sein antikes Mauerwerk bewahrt hat. Innerhalb der Burg finden sich Baureste aus unterschiedlichen Zeiten. Besondere Beachtung verdienen eine kleine, dem Heiligen Demetrios geweihte Kapelle, die vielleicht noch im 17. Jahrhundert errichtet wurde, sowie die Ruine einer Moschee aus der Zeit der ersten türkischen Besatzung von Akrokorinth. Südlich davon fällt in dem ansonsten recht unebenen Gelände eine größere Terrasse ins Auge. Sie ist künstlich anlegt und gehörte zu einer byzantinischen Zisterne, die sich darunter erstreckte. Von einer ehemals auf der Terrasse stehenden Moschee findet sich noch der Rest eines Minaretts. Ein großer Festungsturm, der an exponierter Stelle weiter oben aufragt, wurde offensichtlich im 13. Jahrhundert von den Franken errichtet.

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Über allen Gipfeln ist Ruh’ …

Auch auf dem Gipfel des Berges mit seiner großartigen Aussicht lassen sich – wenn auch nur geringe – Spuren einstiger Bebauung ausmachen. Im Altertum wurde der Platz von einem kleinen Tempel der Göttin Aphrodite beherrscht. Der hier betriebene Kult war weithin bekannt, wies er als Besonderheit doch die Verknüpfung mit dem Phänomen der Tempelprostitution auf. So wurden offiziell im Rahmen des frommen Dienstes an der Göttin entsprechende Leistungen vom Heiligtum angeboten. Im 5. Jahrhundert hatte dieses einer christlichen Kirche zu weichen, später entstand hier ein Wachturm, gefolgt wiederum von einer Moschee. Etwas unterhalb des Gipfels liegt ein unterirdisches, schon im Altertum angelegtes Brunnenhaus, das aus der sogenannten Oberen Peirene-Quelle gespeist wurde. Durch die Jahrhunderte leistete diese einen wichtigen Beitrag für die Wasserversorgung der Burg. Ein Besuch von Akrokorinth zählt zweifellos zu den überwältigendsten Erlebnissen eine Griechenlandreise. Dabei bietet sich der Ort in aller Regel als eher ruhig daliegender Hort der Stille dar. Werden die Ruinen der antiken Stadt am Fuß des Berges tagtäglich normalerweise von unzähligen Touristen angesteuert, bleibt die Zahl derer, die darüber hinaus noch den Weg hinauf zur Festung suchen, recht überschaubar. Und so lässt sich auch der sagenhafte Blick vom Gipfel zumeist allein und in aller Ruhe genießen.

(Griechenland Zeitung / Jens Rohmann)

 

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