Natürlich ist von einem Golfplatz die Rede. Zu suchen ist er auf der Insel Kerkyra im Ionischen Meer, die den meisten Deutschen eher als Korfu bekannt ist. Kerkyra ist halt der griechische Name; auch der Hauptort heißt amtlich so. Auf diesem Eiland befindet sich der einzige Golfplatz der Ionischen Inseln, gelegen im sogenannten Ropa Valley an der Westküste. Der Platz gilt als einer der schönsten des Landes, ist aber, Gott sei’s geklagt, auf Korfu selbst fast unbekannt. Sogar die Taxi- und Busfahrer wissen nur in Ausnahmen etwas damit anzufangen, und das recht trostlose Touristenbüro in Kerkyra-Town sowieso nicht. Golf auf Korfu?, erfuhr der Autor dort. Sie scherzen wohl, Sir.
Endstation Ermones
Nein, ich scherze nicht. Die genaue Lage des Corfu Golf Club ist zwölf Kilometer von der Stadt entfernt und etwa einen Kilometer landeinwärts von dem Touristendorf Ermones an der Küste, die mit einem kiesigen Strand und nicht ganz duftfreiem Meerwasser aufwartet. Bei Ermones erlitt Odysseus angeblich Schiffbruch und musste durch ein Lied von Nafsika, Tochter des Königs Alkinoos, aus einer Ohnmacht erweckt werden. Heute muss man den Busfahrer wecken, indem man ihn auf ein paar flatternde Fähnchen aufmerksam macht, die den mitten in der Pampa gelegenen Golfplatz markieren, denn eine offizielle Haltestelle ist dort nicht. Die Piste gilt als diejenige mit dem meisten Wasser in ganz Griechenland, denn ein Flüsschen durchzieht sie, das auch für den Wohlgeruch am Strand verantwortlich ist und nach der Königstochter benannt wurde, die bestimmt besser roch. Außerdem tragen sieben Teiche zu manchem verlorenen Ball bei. „Grausamerweise“, wie es offiziell heißt, denn die Wasserstellen und -läufe verbergen sich zumeist hinter Trauerweiden, Pampasgras und Bambushainen, die als solche schon arge Ballschlucker sind. Ein paar Bunker sind ebenfalls vorhanden. Ihr Sand wurde eigens von der fernen Ägäis-Insel Milos geholt, damit er auch wirklich der „richtige“ war. Auch steht ein Kapellchen auf dem Gelände zu frommer Erbauung nach aufreibendem Spiel.
Die Touri-Bucht von Ermones ist hübsch, aber nicht gerade fünfsternig
Schottisches Ambiente
Die Mehrzahl der präsenten Golfer sind Schotten, denen der Platz seit seiner Entstehung (1971) als eines ihrer Lieblingsziele gilt. Schottlands Gastflagge weht fast ständig am Mast vor dem Clubhaus, wo eine Statue der Geflügelten Siegesgöttin von Samothrake Ankömmlinge begrüßt, kopflos, wie das Original. Versteht sich, dass ein echter Laird sich auch stets von seinem „Master of Hounds“ begleiten lässt. Die Wauwis bewachen dann die Ausrüstung ihres Herrchens, während sich selbiger auf den Greens tummelt – man kann ja nie wissen im bösen Ausland. Natürlich ist auch der Korfioter Golfpro schottischer Abkunft. Immerhin spricht er aber verständliches Englisch. Gäste sind willkommen.
Schottland gibt den Griechen Saures .
Am Besten in Kerkyra-Town logieren
Es empfiehlt sich, sein Domizil in der Stadt aufzuschlagen, weil dort, im Gegensatz zum Dorf Ermones, alle nötigen Infrastrukturen vorhanden sind. Man kann dann täglich anfahren; die Chauffeure der Busse werden bald intus haben, wo der Fahrgast hin will. Und wenn nicht, tut’s natürlich auch ein Leihwagen, mit dem sich dann noch weitere Teile der Insel explorieren lassen. Aber immer bedenkend, dass eigentlich schon längst mehr als genug Autos auf der Insel sind. In Kerkyra City parken sie fast übereinander.
Text und Bilder: Roland Hanewald
Diese Reportage erschien in der Griechenland Zeitung Nr. 673 am 17. April 2019.