Jawohl, Sie haben richtig gelesen: Gkolf. Auf Griechisch nämlich wird dem Golf noch ein K zugefügt, damit das G bloß nicht zu schlapp rüberkommt, was in diesem Fall ja auch wirklich angebracht ist. Gkolf! — das scheppert richtig beim Abschlag! So wie nirgendwo sonst auf Erden.
Es gibt weniger Golfplätze in Griechenland als man denken sollte. Ein gutes Dutzend ist über das Land verteilt, und ein paar weitere sind in der Entstehung. Der von Glyfada bei Athen ist nachstehend beschrieben. Weitere gibt es auf der Peloponnes, auf der Chalkidiki, auf Kreta und auf Rhodos. Und eine Griechische Riviera gibt es auch. Sie dehnt sich auf weite Distanz entlang der Küste südöstlich von Athen, mit vielen Strandstreifen und einer Marina an der anderen und ist natürlich eine beliebte Destination für die Hauptstädter. Deshalb sollte man im Hochsommer vielleicht ein anderes Ziel wählen. Dann wimmelt es am Wasser von Athenern, alles ist ausgebucht, und außerdem ist es brüllend heiß. Mit den unteren bis mittleren Vierzigern muss man rechnen.
Viel schattiger Baumbestand
Das gilt natürlich erst recht für den Golfplatz von Glyfada, der etwas landein liegt, wodurch es noch heißer wird. Diverse Verkehrssysteme führen in den Ort Glyfada. Dort steigt man ins Taxi und ist in ein paar Minuten vor den Clubtoren, nachdem man am früheren Athener Flughafen vorbeirollt, für den man Großes vorhat. Investoren aus Griechenland, China und Dubai sind im Begriff, das brachliegende riesige Gelände mit 620 Hektar Baulichkeiten zu überziehen, darunter einem klotzigen Spielcasino. Natürlich erfährt das Projekt jede Menge Gegenwind aus allen Richtungen. Ein möglicher Bauanfang ist dennoch für Ende 2019 vorgesehen. Schaun mer mal. Der Golfplatz liegt direkt neben der zukünftigen Megabaustelle. Er wurde von Beginn an (1962, Eröffnung 1966) so konzipiert, dass keine störende Bebauung zu Konflikten führen konnte. Die stehen jetzt ins Haus, aber auch eine gleichzeitige Belebung der Anlage. Die Neuankömmlinge werden sich die Vorzüge des Glyfada gern gefallen lassen: Reichhaltiges Grün mit schattenspendenden Kiefern, Zypressen, Oliven- und Feigenbäumen machen das dortige Gkolfen zur richtigen Jahreszeit zu einem freudigen Erlebnis. Wenn die Sonne zu sehr knallt, kann man sich sogar von einem (etwas albernen) Choo-choo-Train an der Straße abholen lassen. Ein hübsches Kapellchen, dem Hl. Demetrios geweiht, sorgt überdies für gedeihliche Spielabläufe per Gebet.
„Griechenlands Nr. 1“
Es verwundert vielleicht zu hören, dass man auf den griechischen Golfplätzen sehr ökologisch bewusst vorgeht, während man sonst nicht immer so pingelig ist. Weil die Greens nicht überdüngt, zumeist mit salzwasserverträglichem Gras bepflanzt und nur mit als unbedenklich zertifizierten Chemikalien behandelt werden, kann sich der besuchende Golfer in gutem Gewissen wiegen, zu einer gesunden Umwelt beizutragen. Glyfada hat 18 Löcher (par 72) und gilt wegen der Einbeziehung des leicht welligen und gewässerfreien Terrains in den Parcours als unkompliziert, wenn auch nicht unbedingt als „leicht“. Das gesamte Personal spricht übrigens ausgezeichnetes Englisch. Was auch vonnöten ist, denn viele Gäste kommen traditionell aus Großbritannien: Die Briten hatten schon immer eine Schwäche für alles Griechische. Ein großflächiges Clubhaus wird seit 1994 vom Athens Golf Club gemanagt und kann bis zu 5.000 Gäste am Tag aufnehmen. Das klingt nach einer Riesenmenge, aber stolze Zahlen kommen rasch zusammen, wenn wieder einmal eines der häufigen Tournamente stattfindet, sogar sporadisch der World Cup. Glyfada gilt wegen seiner Nähe zur Hauptstadt als Griechenlands Nr. 1. Das muss nicht heißen, dass Besucher Schlange stehen müssen: „Visitors are welcome“. Geöffnet ist täglich. Und abends werden sogar Flutlichter eingeschaltet. Die Griechen haben’s ja. Zumindest die Gkolfer.
Diese Reportage erschien in der Griechenland Zeitung Nr. 666 am 27. Februar 2019.
Text und Fotos von Roland Hanewald