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Das Dorf von Theo Angelopoulos: Eine Oase der Ruhe

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Ambeliona: Panoramablick auf ein verschlafenes Dorf. Ambeliona: Panoramablick auf ein verschlafenes Dorf.
Auf den Bergen zwischen Messenien, Arkadien und Ilia auf der Peloponnes liegt das Dorf Ambeliona. Übersetzt heißt es „Weinberg“. Hier kann man zu jeder Jahreszeit als Tourist etwas unternehmen. Zu den Highlights zählt der Apoll-Tempel, der vor zweieinhalbtausend Jahren auf über 1.100 Metern Höhe errichtet wurde.
 
Das wenig bekannte Dorf Ambeliona  auf der Peloponnes ist Geburtsort des weltberühmten Regisseurs Theo Angelopoulos (1935-2012), einer der bekanntesten Autorenfilmer Europas. Das Leben hier im „Weinberg“ vergeht ruhig und langsam: wie ein Angelopoulos Film. Ständig leben heute im Dorf nur mehr fünf Einwohner. Hinzu kommt das Personal der beiden Pensionen des Ortes. Die größere Privatpension „Epohes“ zu Deutsch „Jahreszeiten“, die kürzlich auf Bio-Küche umgestellt hat, deutet auf die Vielfalt der Landschaft hin: Hier lohnt nämlich zu jeder Jahreszeit ein Besuch, erklärt Wirtin Bia, die für die Pensionsgäste täglich auch frisch kocht. Auf Ambeliona angesprochen kommt sie richtig ins Schwärmen: „Im Frühling blühen hier Millionen Blumen und im Winter liegt hier Schnee wie im schönsten Wintermärchen“, verbildlicht sie. 
 
Kastanienfest im Dorf
 
Ein toller Zeitpunkt für einen Besuch hier sei aber auch Ende September, wenn die Kastanienbäume in vollem Grün stehen und tragen tausende Frucht-Bällchen tragen. Ende Oktober werden die Nussfrüchte braun und die Schale wird sich öffnen. Dann feiert das Dorf ein Kastanienfest. „Die Dorfbewohner und Besucher wandern an diesem Tag in den naheliegenden Kastanienwald und sammeln Kastanien“, beschreibt Bia. Im Dorf wird Bohnensuppe gekocht, die anschließend den Besuchern angeboten wird und „die schmeckt immer hervorragend“, resümiert die Gastgerberin und streicht sich genüsslich über den Bauch. 
 
Kastanien in AmbelionaSMALL
Kastanien in Ambeliona
 
Tempel des Apollon
 
Dass die Umgebung hier mehr als „Kastanienbäume“ zu bieten hat, merkt man spätestens, wenn man einen Blick auf die Landkarte wirft. Etwa eine Viertelstunde von hier mit dem Auto erreicht man den Tempel des Heilgottes Apollon „Epikurios“. Er war zwischen 420 und 410 vor Christus als Dankesgeschenk errichtet worden: Der Gott Apoll soll den Bewohnern der Regionen während des Peloponnesischen Krieges ein Heilmittel gegen die Pest gegeben und sie somit gerettet haben. Um welche Heilpflanze – die höchstwahrscheinlich endemisch war – es sich dabei gehandelt hat, ist leider in Vergessenheit geraten.  
All das erzählt ein pensioniertes Lehrerehepaar, das ebenfalls den Tempel besucht. Er war Mathematiklehrer und Schuldirektor, sie war Griechischlehrerin. Beide kennen sich mit dem Apoll-Tempel bestens aus, unzählige Schulausflüge haben sie in ihrem Lehrerleben hierher organisiert. Der Tempel wurde im Jahr 1986 als erstes Monument in Griechenland zum Weltkulturerbe der UNESCO erkoren.
Eine der Besonderheiten des Tempels ist, dass die Säulen dorischen, ionischen und korinthischen Stils sind. Um den Tempel, der in einer Höhe von etwa 1.130 Metern liegt, vor Frost und anderen extremen Wetterbedingungen zu schützen, ist er seit 1987 von einem großen Zelt umhüllt. Die ersten systematischen Ausgrabungen haben im Jahr 1812 begonnen. Damals sind auch 23 Friese entdeckt worden, die gemeinsam eine Länge von ca. 31 Metern haben. Elf von ihnen bilden eine Kentaurenschlacht ab und die übrigen zwölf zeigen den Krieg der Amazonen gegen die Griechen. Sie sind nachdem sie in einer Auktion verkauft worden sind, seit 1815 im British Museum in London zu sehen.
 
Der durch ein Zelt geschützte Apoll Tempel in BassaiSMALL
Der durch ein Zelt geschützte Apoll-Tempel in Bassai
 
Wasserfälle des Neda
 
Südlich vom Tempel verläuft der Fluss „Neda“. Seine Wasserfälle sind nahezu in ganz Griechenland bekannt und ein Muss für den Besucher. Der Größte von ihnen liegt zwischen den Dörfern Figalia (ca. 20 Autominuten vom Apoll-Tempel entfernt) und Platania. 
Ehe man am Ziel ist, muss man das Auto auf einem dafür vorgesehenen Platz stehen lassen und noch etwa zwei bis drei Kilometer einen ungepflasterten Weg bis zum Fluss hinab laufen. Schließlich ist noch eine alte Steinbrücke zu überqueren. Von dort aus führt dann ein schmaler Wanderweg am Fluss entlang zu den Katarakten. Am ersten Wasserfall wartet bereits eine Sitzbank vor dem türkisblauen Becken. Die eigentliche touristische Attraktion ist jedoch der Wasserfall „Panagitsa“ auf den nach Überqueren der dortigen Holzbrücke nach ein paar Schritten ein roter Pfeil aufmerksam macht, der auf einem Felsen angebracht ist. 
Namensvetter des 20 Meter hohen Kataraktes, dessen Benennung auf die Jungfrau Maria hindeutet, ist wohl die ebenfalls nur ein paar Meter weiter entfernte Kapelle, der „Koimisseos tis Theotokou“, die der „Entschlafung der Gottesgebärerin“ gewidmet ist. Die Ikone, die der Kapelle ihren Namen gab, wurde der Sage zufolge in einer kleinen Höhle in der Nähe gefunden. 
Auf dem Rückweg wartet an der alten Steinbrücke dann schon Herr Theocharis auf die erschöpften Wanderer. Er hat die anstrengende Besichtigung der Wasserfälle für eine Geschäftsidee genutzt und die Ladefläche seines alten Pick-Ups mit zwei Sitzbänken bestückt. Für drei Euro pro Personen chauffiert er lauffaule Touristen zurück zu ihren Pkw’s am Ende der Schotterstraße.
 
Die Kapelle Koimisseos tis TheotokouSMALL
Die Kapelle „Koimisseos tis Theotokou“
 
Kaffee zum Abschluss
 
Nach der Besichtigung im Tal sei jedem eine stärkende Mahlzeit oder zumindest ein ordentlicher griechischer Kaffee gegönnt. Für dieses Bedürfnis sorgt das Dorf „Platania“ – zu Deutsch „Platanen“ – mit gleich vier Tavernen: „Neda“, „Antonis“, „Pytharia“ und „Leonida“. Davor stehen Tische auf einer Terrasse mit Sicht auf den Golf von Kyparrisia und natürlich auf das Tal der Neda. Wirt Antonis von der nach ihm benannten Taverne „Antonis“. Seinen eigenen Aussagen zufolge bereitet er den besten griechischen Kaffee in der Gegend zu. Das mag sich nicht ganz unbescheiden anhören, doch immerhin konnte er in diesem Metier bereits hinreichend Erfahrung sammeln: Diesen Job erledigt er bereits seit 60 Jahren. „Das Geheimnis liegt darin, dass man den Kaffee langsam und lange aufköcheln muss, damit sich das volle Aroma entwickeln kann“, sagt er. Und beim genüsslichen Kaffeeschlürfen ziehen dann vielleicht an einem wieder die Bilder eines ausgefüllten, erlebnisreichen Tages vorbei: alles verlief ruhig und ausgeglichen, wie in einem richtigen Angelopoulos Film. 
 
Text und Fotos von Elisa Hübel 
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