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In den letzten Tagen des vergangenen Jahres kam es zu einer neuen heftigen Kontroverse zwischen der Regierung und den Oppositionsparteien. Hintergrund war ein Bericht der Zeitung „Proto Thema“ unter dem Titel: „Drei Jahre lang illegal Parlamentarierin“. Demnach habe die Ministerin für Verwaltungsreform Olga Gerovassili Aktien eines Unternehmens besessen, das Auftragnehmer der öffentlichen Hand gewesen sei. Dies, so die Zeitung, sei laut Artikel 57 der griechischen Verfassung Parlamentariern nicht gestattet. Gerovassili wurde im Mai 2012 ins griechische Parlament gewählt, die Aktien habe sie jedoch erst im Sommer 2015 an ihren Sohn Apostolos Ktenas übertragen. Damals hatte sie als Regierungssprecherin auch eine exponierte Rolle im Kabinett Tsipras übernommen, seit der Kabinettsumbildung am 6. November fungiert sie als Ministerin für Verwaltungsreform.

Freigegeben in Politik
Mittwoch, 14. Dezember 2016 15:41

Unterwegs im schönen Land der „Unerfassten“

Reisen in die Stille – Agrafa
 
Bis Agrafa drangen die Steuereintreiber des Sultans nie vor. Die Bewohner der Gebirgsregion im südlichen Pindos-Gebirge wurden in den Steuerlisten der Osmanen nie erfasst. Sie waren die „Agrafa“, die „Nicht Aufgeschriebenen“.
 
Erst in den letzten Jahren wurde in griechischen Blättern und Reisemagazinen viel über Agrafa geschrieben. Der alte Demos (Landkreis) Agrafa wurde zum Trendziel von Outdoor-Aktivisten und Naturliebhabern. Davon ist im Zeichen der Krise nur noch wenig zu spüren. Griechischen Kurzurlaubern fehlt das Geld hinzufahren, Ausländer waren ohnehin fast nie dort. Außerdem ist der 2011 neu geschaffene Landkreis um einige alte Demen erweitert worden, die auch zuvor kaum jemand besuchte
 
Griechenlands größter Stausee
 
Wir nähern uns Agrafa vom westgriechischen Städtchen Arta her auf wenig befahrenen, guten Asphaltstraßen. Kurz hinter Triklino blicken wir zum ersten Mal auf den Stausee Kremaston hinab, der sich schon seit 1969 wie ein breiter Fluss mit Dutzenden üppig grüner Inseln und unzähligen Halbinseln durch die Berge schlängelt. Er ist der größte ganz Griechenlands. Drunten am See, wo eine Brücke hinüber in den Demos Agrafa führt, stehen vor einem zur „Kantina“ umfunktionierten Lieferwagen Tische, Bänke und Stühle verschiedenster Herkunft. Lazaros aus Triklino entfacht gerade die Holzkohlenglut auf seinem improvisierten Grill. Seit zehn Jahren steht er tagein, tagaus an dieser Brücke und wartet auf Freunde und andere Gäste. Im Sommer lädt er einmal monatlich zu Konzerten am See, bei denen Klarino und Rembetiko mit griechischem Rock wechseln. „Es reicht zum Leben“, konstatiert er munter, „zum schönsten Leben, das ich mir vorstellen kann“.
Der vor allem vom Acheloos gespeiste See ist im Süden von Agrafa allgegenwärtig, obwohl an seinem Ufer kein einziges Dorf liegt. Nur ganz im Osten bei Psilovrachos haben sich ein paar Tavernen nahe dem Wasser angesiedelt. Da stehen Lachsforellen und Karpfen aus dem See auf der Karte, hängen Fotos an den Wänden, die von bis zu elf Kilo schwerem Anglerglück erzählen. Die Wirte unternehmen nach Voranmeldung Bootsfahrten mit ihren Gästen, an Wochenenden ist eine Kajakstation geöffnet. Ansonsten bleibt der gesamte See touristisch völlig ungenutzt, obwohl man sogar in ihm schwimmen könnte.
 
Tanzende Priester
 
Unsere erste Rundtour führt uns durch den alten Demos Aperandi. Ein überdimensionierter, von der EU durch eine Viertelmillion Euro finanzierter Parkplatz macht uns auf die enge, niedrige Schlucht Bouzonikou aufmerksam, in der glatte Felsschollen zum Sonnenbaden und Wildwasserbad einladen. Ein paar Kilometer weiter sitzen zwei Pareas in einer schmucken Taverne. Sie hatten ein Lamm bestellt, von dem für uns noch etwas übrig ist: Serviert wie zerhackt, mit zwei Nierchen als leckerer Dekoration. 
Wir fahren weiter in die alte Kreishauptstadt Granitsa hinauf. Alle drei Minuten wechselt die Landschaftskulisse. Erd- und Felsformationen spielen mit allen erdenklichen Grau- und Brauntönen, immer wieder andere Verwerfungen im Gestein erzählen von einer bewegten Erdgeschichte. Bäche strömen aus allen Himmelsrichtungen durch kleine, steile Schluchten, die mit Macchia überwuchert sind.
In Granitsa hören wir die Klänge von Klarino, Viola, Trommel und Keyboard. Wir steigen auf den Kirchplatz hinauf. Der junge Vorsitzende des örtlichen Kulturvereins lädt uns sogleich ein, an einem der langen Tische Platz zu nehmen, und holt den örtlichen Hotelier Kostas, der etwas Deutsch spricht, zu unserer Unterhaltung herbei. Wir sitzen kaum, da stehen für jeden von uns beiden zwei Flaschen Bier auf den Tisch. Die Musik erklingt und Papa Dimitris, der vorhin noch mit uns in der Taverne saß, führt zusammen mit einem zweiten Priester voller Vergnügen den Reigen der Tanzenden an.
 
Lebensfroher Mönch
 
Am nächsten Morgen sind wir wieder am See. Vergeblich suchen wir bei Fterolaka die gut ausgeschilderte historische Brücke des Manoli, Baujahr 1659. Ein Bauer klärt uns auf: „Die Brücke verschwindet im Winter im Wasser des Sees, kommt erst im späten Frühjahr langsam wieder zum Vorschein. Im September steht sie dann meistens ganz frei, von Schlamm umgeben. Mit den ersten Regenfällen im Herbst beginnt sie wieder, sich zu verstecken.“ 
Weiter geht’s durch ein Gewusel von kleinräumigen Tälern, über denen bizarre Kuppen, Knorpel und Zacken aufragen, untermalt von dschungelhaftem Grün. Bei Anatoliki Frangistra versteckt sich die byzantinische Kirche Moni Sotiros unter uralten Platanen; lange Bänke und Tische zeugen von gut besuchten Kirchweihfesten.
Zum Höhepunkt des Tages gerät ein Besuch im Kloster Tatarnis. „Dies ist ein Kloster und wird ein Kloster bleiben“, steht deutlich hervorgehoben am Eingang: „Halbnackte (imigymni) haben keinen Zutritt!“. Bruder Damaskinos öffnet uns gottgefällig Gekleideten die Klosterpforte, schließt uns die Klosterkirche auf. Dann lässt er uns mit den Heiligen allein. Als wir aus der Kirche treten, hat er ein kleines Büffet für uns aufgebaut: Wasser, gekochte Eier und Marzipan von seinem Lieblingskonditor aus Agrinio, der aus Agrafa stammt. Wir unterhalten uns über Werder Bremen, Beckenbauer und Müller, über Dora Bakojanni, die dem Kloster eine Ikone schenkte, und über ihren im Jahr 1989 einem Attentat zum Opfer gefallenen Mann Pavlos: „Ihm haben sie den Mund geschlossen“, interpretiert Damaskinos den Mord.
 
Der Jeep wird gebraucht
 
Nach einer ruhigen Nacht mit 360-Grad-Gebirgspanorama in Krendi, dem Nachbardorf der verschlafenen Kreishauptstadt Kerasochori, brechen wir am nächsten Morgen um 6 Uhr ins Herz von Agrafa, dem alten Dimos mit gleichnamigem Hauptort, auf. Die raue Piste – hier identisch mit dem Europäischen Fernwanderweg E 4 – verläuft durchs immer enger werdende Tal des rauschenden Gebirgsbaches Agrafiotis. Beim Fotostopp um 7 Uhr hält ein uralter Pick-Up neben uns. Neben dem Fahrer sitzt Bruder Damaskinos, gibt uns die Hand und verweist auf die geladenen Bienenstöcke, die er an den Gebirgshängen beim Dorf Agrafa aufstellen will. 
Wir unternehmen noch einen Abstecher ins 1050 Meter hoch gelegene Bergdorf Epiniana. Im Kafeneio bestellen wir einen heißen Nescafé. „Wir haben Nescafé“, betont der alte Wirt, „aber ich weiß nicht, wie man ihn macht. Ich hole lieber meine Tochter!“ Und dann erzählt der Wirt. Früher habe es in Agrafa 70.000 Schafe und Ziegen, 10 Ärzte, 5 Schulen und sogar Rechtsanwälte gegeben. Heute seien alle Menschen in Athen – in Agrafa würden keine 1.000 Menschen mehr ausharren.
Das Hauptdorf Agrafa sieht dennoch recht schmuck aus. Umrahmt von über 2000 Meter  hohen Gipfeln breitet es sich in einem sanften grünen Tal aus, die Landarztpraxis ist mit zwei Ärztinnen besetzt, Zimmer werden vermietet. Der Wirt im Kafeneio gleich neben der Arztpraxis war 1967 ein Jahr lang in Dortmund: „Es hat ein Jahr lang Tag und Nacht geregnet“, erinnert er sich. Kurz darauf sehen wir vor der Forellenzuchtstation am Dorfrand Bruder Damaskinos noch einmal wieder. Er hat in der angeschlossenen Taverne eine Forelle zum Frühstück verspeist.
Für uns ist die Zeit gekommen, noch weitere 26 Kilometer auf schmalen Pisten durchs Hochgebirge Richtung Plastiras-See und Karditsa zu fahren. Die Landschaft wird jetzt alpenähnlicher. Ausgedehnte Hochflächen jenseits der Baumgrenze erinnern an Almen. Frei weidende Kühe, Kälber und Bullen nutzen die Piste, zwingen immer wieder zum Anhalten und Abwarten. Dann ist die über 1700 Meter hohe Passhöhe erreicht – tief unten liegt die Thessalische Ebene vor uns. In Saikos-Petralona, dem letzten Dorf im Norden von Agrafa, verkosten wir noch eine Art Rumtopf: mit Tsipouro angesetzte Brombeeren. Dann überqueren wir den Aspropotamos und sind zurück auf Asphalt.
 
Infos:
Dimos Kalambakas: Der heutige Landkreis Agrafa im Regierungsbezirk Evrytania wurde 2011 aus den fünf Altkreisen Agrafa, Aperandia, Aspropotamos, Frangista und Viniani gebildet. Die Zufahrt auf Asphaltstraße erfolgt entweder von Arta, Agrinio oder Lamia-Karpenissi aus.
Unterkunft: Panorama in Granitsa, Tel. 22370 61258; Makkas in Krendis, Telk. 22370 31350, http://www.makkashotel.com/; Kyra Niki in Agrafa, Tel. 22370 93209, http://kyra-niki.gr/cms/
Kartenmaterial: Für den gesamten Demos „Evrytania 1:100 000“ (2012) aus dem Anavasi-Verlag (http://www.anavasi.gr/).
 
Klaus Bötig
 
Freigegeben in Thessalien

Der Anbau und Verzehr von Edelkastanien, auch bekannt als „Esskastanien“ (Castanea sativa), gewinnt in Griechenland zunehmend an Beliebtheit.

Freigegeben in Chronik

Als Geheimtipp unter Griechenland-Reisenden gilt Epirus im äußersten Nordwesten Griechenlands. Die Region weist eine reichhaltige Geschichte auf und ist mit einer abwechslungsreichen Natur beschenkt, mit vielen Wäldern und Flüssen. In dieser Folge besucht der Autor u. a. Dodoni, das älteste und nach Delphi bedeutsamste Orakel des antiken Griechenland.

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Griechenland / Arta. Fünf Menschen haben am Donnerstag bei einem Unfall in der Nähe von Arta (westliches Mittelgriechenland) ihr Leben verloren. Unter den Todesopfern befanden sich ein 13-jähriges Kind sowie dessen Mutter und seine Tante. Vier weitere Personen wurden teilweise schwer verletzt, darunter ein dreijähriges Kind. Der Unfall ereignete sich am Kilometer 141 auf der Nationalstraße zwischen Antirrio und Arta.
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