Betrug, Untreue und Geldwäsche
Ein Großteil
dieser „verdächtigen Kredite" sollen in Off Shore Unternehmen u. a.
in der Schweiz, auf Zypern und auf den Jungferninseln in den
Antillen geflossen oder in den Kauf privater Immobilien investiert
worden sein. Die Ermittler haben insgesamt sieben Haftbefehle auf
den Weg gebracht. 25 weitere Personen werden strafrechtlich
verfolgt, unter ihnen sind Unternehmer, ehemalige Vorsitzende sowie
Angestellte der Postbank. Ihnen wird je nach Fall u. a. Betrug zu
Lasten der öffentlichen Hand, Missbrauch öffentlicher Gelder,
Untreue und Geldwäsche bzw. Mitarbeit bei der Geldwäsche
vorgeworfen.
Andere Bankenskandale
Verhaftet wurde
bereits ein früherer leitender Funktionär der Postbank: der
47-jährige Charalambos Giangoudis sowie der 48-jährige ehemalige
stellvertretende Betriebsleiter der Postbank, Marios Varotsis.
Letzterer wird am Montag seine Aussage zu Protokoll geben.
Am kommenden Dienstag soll Dimitris Kontominas aussagen. Er
befindet sich wegen Atemproblemen unter Bewachung in einem
Krankenhaus. Er ist Vorsitzender der Gruppe Demco und Mitgründer
der Versicherungskasse Interamerican, die er aber bereits im Jahr
2005 verlassen hat. Zudem ist er Besitzer der Fernseh- und
Radiosender „Alpha". Von der Postbank soll er insgesamt 110
Millionen Euro erhalten haben, ohne diesen Kredit zu bedienen.
Gegenüber den Medien sagt er jedoch, dass die aufgenommenen Kredite
durch sein persönliches Eigentum abgesichert seien.
100 bis 200 Millionen Euro an faulen Krediten soll auch Lavrentis
Lavrentiadis erhalten haben. Er sitzt bereits wegen des Falls der
Proton Bank, die ebenfalls für illegale Kredite bekannt ist, in
Untersuchungshaft. Über einen Geschäftspartner stand er indirekt
hinter der früheren englischsprachigen Wochenzeitung „Athens News",
die 2012 geschlossen wurde.
Unerklärliches Vermögen
Knapp 20 Millionen
Euro gingen an das Ehepaar Kyriakos Griveas und Anastasia Vatsika,
die sich in London aufhalten. Die Postbank hatte ihnen im Jahre
2009 17 Millionen Euro für ihre Firma C&C International
gegeben, die sich u. a. mit der Sparte Tourismus und Hotels
beschäftigt hatte. Obwohl das Geld nicht zurückgezahlt worden ist,
hatte ihnen die Postbank später noch einmal knapp 3 Millionen Euro
an zusätzlichen Krediten an sie gegeben.
Ein weiterer Verdächtiger ist der ehemalige Vorstandsvorsitzende
der Postbank Angelos Filippidis. Er ist derzeit auf Geschäftsreise
in Amerika und will erst kommende Woche nach Athen zurückkehren.
Gegenüber der griechischen Presse hat er jedoch mehrfach erklärt,
dass die Postbank während seiner Amtszeit, die im Oktober 2007
begonnen hatte, lediglich 5 % an faulen Krediten vergeben habe. Im
Vergleich dazu, so stellte er fest, hätten andere Banken 20 %
derartiger kritischer Darlehen gezahlt. Einige griechische Medien
berichten jedoch, dass Filippidis zwischen 2008 und 2012 seinen
privaten Besitz rasant vergrößern konnte. Die Rede ist von sechs
Millionen Euro. Nun erwartet die Staatsanwaltschaft von ihm eine
Erklärung, woher diese Summe stammt.
Text: Elisa Hübel, Foto: Eurokinissi