Uneinigkeit in der Regierung
Gegen derartige
Maßnahmen, aber vor allem auch gegen Entlassungen von Beamten, die
ebenfalls nach wie vor im Gespräch sind, stellen sich die
Vorsitzenden der PASOK und der Dimar, die gemeinsam mit der Nea
Dimokratia von Ministerpräsident Antonis Samaras die Regierung
tragen. PASOK-Chef Evangelos Venizelos bemerkte: „Der harte Kern
der Eurozone spielt mit dem Feuer.“ Zudem müsse dieses Sparpaket
das letzte sein, das vom Parlament verabschiedet werde. Der
Vorsitzende der linken Partei Dimar Fotis Kouvelis stellte fest,
dass viele der von der Troika geforderten Maßnahmen lediglich die
Rezession und die Arbeitslosigkeit vertiefen bzw. erhöhen würden.
Nichts desto Trotz soll man sich bereits darauf geeinigt haben,
dass alle Unternehmen mit 28 % besteuert werden. Ob das gleiche
auch für Freiberufler gelten soll, steht noch nicht fest.
Doch Athen steht mehr oder weniger im Zugzwang, diese unpopulären
Maßnahmen durchzusetzen. Erst dann kann das Land eine seit dem
Sommer ausstehende Kreditrate in Höhe von 31,5 Mrd. erhalten. Diese
Gelder werden dem Land eine Atempause gewähren, ohne neues Geld
wären Mitte oder spätestens Ende November die Staatskassen
leer.
Proteststimmen der Opposition
Der Kurs der Koalitionsregierung Samaras stößt unterdessen auf
scharfe Kritik seitens der Oppositionsparteien. Das Linksbündnis
Syriza sprach von „einem Theaterstück mit besonders dramatischen
Tönen“. Die Unabhängigen Griechen sprachen von einer „angeblichen
Haltung des Widerstands“. Die Kommunistische Partei KKE rief alle
Bürger dazu auf, am Donnerstag im Rahmen eines 24-stündigen
Generalstreiks „gegen die barbarischen Maßnahmen der Regierung und
der EU“ zu demonstrieren.
EU-Gipfeltreffen ohne Sparpaket
Der Streik, der von der Gewerkschaft GSEE (Privatwirtschaft)
gemeinsam mit der ADEDY (öffentlicher Dienst) organisiert wird
findet anlässlich des EU-Gipfeltreffens am 18. und 19. Oktober im
Brüssel statt. Ursprünglich sollte Ministerpräsident Samaras dort
das komplette Maßnahmenpaket vorstellen. Dazu wird es aber wohl
nicht kommen. Zu diesem Zweck soll demnächst ein außerordentliches
Treffen durchgeführt werden. Gleichwohl wird sich aber Samaras am
Brüssler Gipfeltreffen beteiligen. Heute reiste er nach Rumänien,
wo eine Tagung der Europäischen Volkspartei stattfindet. Dabei wird
Samaras wahrscheinlich die Gelegenheit bekommen, sich mit 16
Europäischen Staatsoberhäuptern auszutauschen, die ebenfalls
Mitglieder der Europäischen Volkspartei sind. Am Donnerstag reist
er weiter nach Brüssel und wird am Freitagnachmittag wieder in
Athen erwartet.
Von Athen aus reisen am heutigen Mittwoch planmäßig auch die
Troika-Inspektoren ab. Die Regierung erhofft sich, dass die
Kontrolleure für ihren Bericht über die griechischen Finanzen
vorerst nicht wieder zurückkommen müssen. Die noch ausstehenden
Fragen wolle man per E-Mail zum Abschluss bringen. (Griechenland
Zeitung / eh, Foto: Eurokinissi, die Aufnahme zeigt Samaras (m.) im
Gespräch mit Kouvelis (l.) und Venizelos (r.) am
Dienstagabend.)