Versetzung von 6.000 Staatsdienern
Wenn die
Troikadelegation am morgigen Dienstag in der griechischen
Hauptstadt landet, will Finanzminister Stournaras den Prüfern seine
ersten Entscheidungen auf den Tisch legen. Dabei will der
Kassenwart unter Beweis stellen, dass die Koalitionsregierung aus
Konservativen, Sozialisten und Linken entschlossen ist, Reformen
und Sparmaßnahmen durchzusetzen. Bei den angekündigten
Privatisierungen z.B. liegt man weit hinter der Zielvorgabe. Nun
sollen 255 Organisationen und Träger des Staatssektors schließen
bzw. zusammengelegt werden. Davon betroffen sind cirka 6.000
Angestellte. Diese sollen auf andere staatliche Posten versetzt
werden, wo Arbeitskräfte dringend nötig sind. Als erstes stehen
hier etwa 5.000 Schreibtischstellen in den Büros der Polizei auf
der Liste. Die bisher dort tätigen Beamten sollen zum
Streifendienst auf der Straße abkommandiert werden, um den Alltag
der Bürger sicherer zu gestalten.
Unnötige Ausgaben kappen
Minister Stournaras
will vor allem unnötige Ausgaben des Staatssektors kappen und für
mehr Gerechtigkeit sorgen. Bisher haben zum Beispiel 60 % der
staatlichen Betriebe DEKO nicht jene Gehaltskürzungen umgesetzt,
die von der Regierung unter dem Technokraten Loucas Papadimos
beschlossen worden waren und die für die übrigen Staatsangestellten
bereits Alltag sind.
Fairness schaffen
Auch bei den Renten hat
der Staat Probleme, alle Pensionäre nach gleichem Maß bzw. fair zu
behandeln. Einer von zehn der insgesamt 2.650.000 Ruheständler soll
keine Steuern gezahlt oder weniger Einnahmen angegeben haben als er
tatsächlich hatte. Eine nicht geringe Zahl soll sogar Renten
kassiert haben, die ihnen gar nicht zustehen.
Nun müssten schon bald Rentner, die über 1.000 Euro monatlich
erhalten, mit abermaligen Einbußen von 5 % bis 10 % rechnen.
Dadurch könnten etwa 880 Millionen Euro eingespart werden. Ziel ist
es außerdem, die Höchstrenten auf maximal 2.400 Euro zu bemessen.
Dadurch würde der Staat etwa eine Mrd. Euro weniger ausgeben.
Auch Lehrer könnten schon bald länger als bisher unterrichten. Auf
dem Tisch liegt ein Vorschlag, wonach 90 % der nicht verbeamteten
Lehrer entlassen werden könnten. Das Zentrum für Planung und
Wirtschaftsforschung hat außerdem zusammengerechnet, dass man durch
Kürzungen bei den Gemeinden und Parteien in der kommenden Zeit
insgesamt 380 Millionen Euro einsparen könnte. Den Gürtel enger
schnallen sollen, den gleichen Berechnungen zufolge, auch ehemalige
Ministerpräsidenten. Ihnen könnten die Rentenbezüge um 50 % gekürzt
werden, bei den Parlamentariern sollen 20 % der Diäten abgezwackt
werden. Das alles freilich sind Vorschläge, die auf dem Papier
stehen – was davon in der Praxis umgesetzt werden kann, muss sich
erst noch erweisen.
Unser Foto zeigt Premierminister Antonis Samaras, der am Sonntag in
seinem Amtssitz den früheren US-Präsidenten Bill Clinton empfing.
Letzterer setzte sich dafür ein, Griechenland weiterhin zu
unterstützen, er sprach aber auch dringend notwendige Reformen an.
(Text: GZ/eh, Foto: Eurokinissi)