Die griechische Regierung bemüht sich intensiv darum, Staatseigentum gewinnbringend abzustoßen. Bei der Privatisierung der chronisch defizitären Bahn (Trainose) gestaltet sich die Umsetzung allerdings sehr kompliziert. Sollte sich kein Käufer finden, droht dem Unternehmen die Insolvenz.
Am Mittwoch endete der Termin für Interessensbekundungen an der Übernahme der griechischen Bahn (Trainose). Doch die Ausbeute war mager. Lediglich die staatliche Eisenbahngesellschaft Italiens (Ferrovie dello Stato Italiane) deponierte ein verbindliches Angebot. Es ist bereits die fünfte Ausschreibung gewesen, die im laufenden Jahr für die Verpachtung der Trainose stattfand. Enttäuscht dürfte man in Athen vor allem deshalb gewesen sein, weil die staatliche Bahn Russlands (RZD) – trotz verbaler Bekundungen – schließlich einen Rückzieher machte.
Chronisches Defizit
Die griechische Bahn soll in der Vergangenheit mehr als 700 Millionen Euro an staatlichen Subventionen auf illegalem Weg erhalten haben. Sollte Trainose nicht in private Hände gehen, müsste diese Geldsumme zurückerstattet werden. Der Betrag ist in den maroden Kassen der Bahn jedoch nicht einmal ansatzweise vorhanden. Sie müsste in diesem Fall Insolvenz anmelden.
Überhaupt kein Angebot wurde am Mittwoch für die Wartung der Schienenfahrzeuge und der Gleisanlagen (EESSTY) unterbreitet. In der Vergangenheit zeigten sich zwar die Unternehmen Siemens, Alstom sowie die russische Bahn nicht abgeneigt. Allerdings hatten sie eine vorherige Privatisierung der Trainose zur Bedingung erkoren.
Der Gnadenschuss
Welche Einnahmen sich die griechische Regierung nun tatsächlich durch die Verpachtung der griechischen Bahn erhoffen kann, ist ungewiss. Einige Medien gehen von etwa 50 Millionen Euro aus.
Diese relativ geringe Summe erklärt sich aus der Tatsache, dass Trainose chronisch in den Roten Zahlen steht. Einen kleinen Teil dazu beigetragen hat letztlich auch die wochenlange Blockade der Gleisanlagen durch Flüchtlinge an der nordgriechischen Grenze zur ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien (UNO-Kurzbezeichnung: FYROM) im Frühjahr. Die damals dort festsitzenden Menschen wollten damit eine Weiterreise in andere europäische Staaten erreichen. Allein dadurch sollen Trainose finanzielle Schäden in Höhe von mindestens 2,2 Millionen Euro entstanden sein.
Einbußen registriert das Unternehmen aber auch durch die seit mehr als zwei Wochen stattfindenden Streiks und Arbeitsniederlegungen. Dadurch fielen zahlreiche Züge aus – und mit ihnen die erwarteten Einnahmen.
Elisa Hübel
Unser Archivfoto (© Eurokinissi) entstand im September 2013 anlässlich einer Sonderfahrt der Griechischen Bahn in Nafplio auf der Peloponnes.