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Gernstl in Griechenland: Peloponnes und Athen

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Gernstl in Griechenland: Peloponnes und Athen

Was bedeutet für die Griechen die Finanzkrise im Privaten, fernab der großen Politik? Franz X. Gernstl, HP Fischer und Stefan Ravasz machen sich auf Spurensuche.

Der zweite Teil ihrer Reise beginnt im Norden der Peloponnes. Dort trifft das Team Maria Vlachou. Die hübsche junge Frau wollte Dolmetscherin werden, doch es gab keine Jobs. In einem Restaurant in der Schweiz kommt sie auf eine Idee: "Ich habe Schnecken gegessen. 38 Euro für 12 Stück!" Das ist wenige Jahre her. Heute führt sie ein Schneckenimperium und rät ihren Altersgenossen: "Geht raus aus der Stadt, dort gibt es keine Arbeit mehr. Und fangt an zu produzieren!"

Weiter im Süden der Peloponnes, in Areópoli, entdeckt Franz X. Gernstl eine kleine Bäckerei. Sie gehört Milia Tsatsouli, einer kleinen Frau, die ihr Alter nicht verraten will: "Ich hoffe, dass die Menschen nicht aufhören, Brot zu essen." Das sagt sie ohne Ironie, denn die Bäckerei ist alles, was sie hat. Mit 28 Jahren verliert sie ihren Mann, alleine zieht sie die Kinder groß. "Ich liebe meine Bäckerei", sagt sie. "Weil ich mit ihr sechs Kinder großziehen konnte, weil sie meine Gedanken ordnet und weil sie mich meine Einsamkeit vergessen lässt. Aber", dann fängt sie an zu lachen, "ich werde sie auch nicht mehr los. Mehrmals wollte ich aufhören, aber es geht nicht."

Auf dem Weg zurück nach Athen trifft das Team am Straßenrand auf Ute und Gottfried Mehnert aus Marburg. Das deutsche Rentnerpaar hat ein Ferienhaus in Griechenland und die Ursache für die Krise identifiziert: "Die Griechen wurden 400 Jahre von den Türken unterdrückt, das Misstrauen gegen jede Form von Herrschaft sitzt tief. Deshalb leben sie lieber am Staat vorbei. Selbst wenn es der eigene ist."

In Nafplio, 150 Kilometer südlich von Athen, baut Sophokles Papaioannou Wein an. Eine uralte Sorte, 3.500 Jahre alt. Der Rebensaft ist tiefschwarz. Sophokles lebte lange als erfolgreicher Unternehmer in Bayern, doch es zog ihn zurück in die Heimat. "... Ihr lebt, um zu arbeiten. Wir hingegen leben, um zu leben. Deutscher Fleiß kombiniert mit der Lebensart der Griechen - das wäre die perfekte Kombination“, fügt er lächelnd hinzu. Und meint dabei ein wenig auch sich selbst.

Athen ist die letzte Station von Gernstls Griechenlandreise. Knapp die Hälfte aller Griechen lebt hier. In der Stadt trifft das Team an einer Straßenkreuzung auf eine Suppenküche. "Wir geben 100 Essen am Tag aus", sagt Initiator Konstantinos Polychronopylos. "Das wäre nicht viel, aber gegenüber gibt die Caritas 2.000 aus - und es reicht immer noch nicht." Gut 250 Meter über den Dächern, auf Mount Lycabettus, endet die Bestandsaufnahme. Franz X. Gernstl und sein Team treffen Panos Verveniotis. Der Anwalt spricht fließend deutsch, er hat in Heidelberg studiert. "Auch ihr habt euch in den letzten 20 Jahren verändert. Ihr seid fröhlicher geworden, lustiger, kosmopolitischer." Dann fügt er mit einem Lachen hinzu: "Und schaut euch mal die ganzen Schulden an, die ihr aufgebaut habt - ihr seid schon fast wie wir!"

Samstag, 13. August - 13.15 Uhr, 3Sat

Unser Foto (© Griechenland Zeitung / Rebecca Hürter, Nafplion)

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