Ein Film von Jens Nicolai.
Im Alter von 46 Jahren hat der Pastorensohn Heinrich Schliemann aus Mecklenburg bereits eine beeindruckende Karriere als Kaufmann und Bankier hinter sich und bereist die Welt. Der Zufall präsentiert Schliemann 1868 in der Türkei das Thema und den Ort, aus denen er später den Mythos seines Lebens webt.
In der Hafenstadt Canakkale trifft Schliemann den englischen Diplomaten und Hobby-Archäologen Frank Calvert, der Troja unter einem Hügel an der kleinasiatischen Küste ausgemacht haben will - doch ihm fehlen die finanziellen Mittel für eine großangelegte Grabung. Der Millionär aus Mecklenburg investiert und Homer steht seinem neuen Lebensabschnitt ab sofort Pate.
Schliemann versucht, mit Hilfe des Spatens die mythisch-historische Überlieferung um Troja zu verifizieren. Um die Burg des Priamos zu finden, lässt er einen Graben quer durch den Hissarlik treiben. Doch am Grund des Hügels wird ihm bewusst, dass hier nicht eine, sondern mehrere Städte begraben liegen. Als er in der zweiten Schicht von unten Brandspuren und Reste gewaltiger Festungsmauern findet, passt für Schliemann alles zusammen: Die Mauern gehören zum Palast des Priamos und die Feuerreste bezeugen den Untergang in dem verheerenden Krieg, den Homer beschreibt. Den Beweis für seine Theorie präsentiert Schliemann schließlich mit dem von ihm so benannten Schatz des Priamos.
Doch Fundort und Fundzeit seines vermeintlichen Belegs hat er so lange korrigiert, bis sie mit seiner Idee korrespondieren. Erst sehr viel später muss Schliemann erkennen, warum sein Schatz nicht auf Anhieb passte. Der trojanische Krieg spielt um 1.200 vor Christus - sein Gold stammt jedoch aus einer Schicht, die rund 1.000 Jahre älter ist. Die Ungereimtheiten werfen einen Schatten auf seine Leistungen als Archäologe. Denn erstmalig beschäftigte er sich im Rahmen der frühen Troja-Grabungen mit zahlreichen Aspekten der Erschließung, Dokumentation und Interpretation der materiellen Quellen.
Mit seinen Ausgrabungen wird Schliemann zum Entdecker der ägäischen Vorgeschichte. Bis heute hat die Idee, dass Homers "Ilias", der Urmythos des klassischen Abendlandes, auf historischen Tatsachen beruht, nichts von ihrer Faszination verloren. Mehr als 130 Jahre nach dem ersten Spatenstich hat der Hügel Hissarlik noch immer nicht alle Geheimnisse preisgegeben. Unter der Leitung von Professor Ernst Pernicka von der Universität Tübingen gräbt ein internationales Forscherteam die Ruinen weiter aus. Nach wie vor fehlt ein archäologischer Beweis für die Existenz von Troja an dieser Stelle. Doch verschiedene Aspekte sprechen dafür, dass Schliemann mit seiner Behauptung richtig lag.
Dienstag, 22. März - 03.00 Uhr und Donnerstag, 24. März - 12.45 Uhr, phoenix
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