David gegen Goliath - seit vielen Monaten hält das kleine Griechenland die Welt in Atem. Denn es geht nicht nur um Griechenland: Sondern es geht um den Euro, um die europäische Idee. Jean Quatremer hat die Verhandlungen, Ereignisse und Emotionen in Athen und in Brüssel hautnah begleitet. ARTE sendet seine Analyse einer europäischen Zitterpartie.
Würde das Land - erschöpft nach fünf Jahren eisernem Sparkurs - die Eurozone verlassen müssen und so die Gemeinschaftswährung infrage stellen? Die linke Partei Syriza stand mit dem Rücken zur Wand. Die unausgeglichene Kraftprobe mit den europäischen Partnern konnte das kleine Land mit elf Millionen Einwohnern, das zwei Prozent des EU-BIP erwirtschaftet, nur verlieren.
Am 13. Juli erfolgte, während eines dramatischen EU-Gipfels, dem Höhepunkt einer Phase extremer Anspannung nach einem völlig unerwartet anberaumten Referendum, die Kurswende: Der griechische Premierminister Alexis Tsipras kapitulierte, um die katastrophalen Auswirkungen des jahrelangen Sparzwangs nicht noch durch einen Grexit zu verschlimmern.
In den drei Wochen zwischen der Ankündigung des Referendums am 26. Juni und dem Kompromiss am 13. Juli bekamen die Griechen eine erste Ahnung von den Folgen eines möglichen Grexits: Anstatt des erwarteten Wirtschaftswachstums von drei Prozent würde das BIP voraussichtlich um zwei bis drei Prozent schrumpfen. Die Rückkehr zur Realität ist schmerzhaft. Syriza ist gezwungen, eine Politik umzusetzen, gegen die sie zuvor im Wahlkampf angetreten war. Quasi handlungsunfähig tritt Tsipras am 20. August zurück.
ARTE hat die einzelnen Etappen der Verhandlungen in Athen und Brüssel begleitet. Die Dokumentation von Pierre Bourgeois und Jean Quatremer analysiert und kommentiert die ereignisreichen Monate, in denen Europa auf die Probe gestellt wurde. Angefangen beim Wahlsieg von Syriza, der in Griechenland als Hoffnungsschimmer empfunden wurde, über das Ringen mit den Vertretern der Eurozone und des Internationalen Währungsfonds bis zum Referendum und schließlich zur Kapitulation der griechischen Regierung mit Neuwahlen.
Gesprächspartner waren: Petros Markaris, Krimiautor; Jorgos Katroungalos, ehemaliger stellvertretender Minister im Innenministerium mit Zuständigkeit für Verwaltungsreform und Arbeitsminister; Haris Theocharis, Abgeordneter der Mitte-Links-Partei To Potami und ehemaliger Generalsekretär mit Zuständigkeit für Steuereinnahmen; Evangelos Venizelos, Präsident der sozialistischen Fraktion im griechischen Parlament und ehemaliger Außenminister; Jean-Claude Juncker, Präsident der Europäischen Kommission; Pierre Moscovici, Wirtschafts- und Währungskommissar; Tryfon Alexiadis, ehemaliger Präsident der Gewerkschaft der Steuerbeamten, Minister mit Zuständigkeit für die Steuerreform.
Dienstag, 20. Oktober – 22.10 Uhr, Arte
Foto: www.arte.tv