Die Regierung hält weiterhin an dem Ziel fest, die touristische Saison auszuweiten. Dabei werden etwa Rentner aus Nordeuropa dazu aufgerufen, den Herbst in Hellas zu verbringen. Während offiziell von einer sehr guten touristischen Sommersaison gesprochen wird, hat die Opposition an den zugrunde gelegten Statistiken Zweifel.
Griechenland bemüht sich nach wie vor darum, die touristische Saison möglichst auch auf die Wintermonate auszudehnen. Vor diesem Hintergrund hat sich Tourismusminister Vassilis Kikilias in dieser Woche mit den Botschaftern Schwedens und Norwegens in Athen getroffen. Dabei erläuterte der Grieche, dass Pensionisten aus Skandinavien, generell aus Nordeuropa, aber vor allem auch aus Deutschland den Herbst und Anfang des Winters gut in Hellas verbringen könnten. Dies wäre für die Betreffenden auch finanziell günstiger, wenn die Unterkunftskosten am Urlaubsort niedriger als die Heizkosten im eigenen Land seien. Zusätzlich könne man noch „wunderschöne Gegenden“ und eine gute Gastronomie kennenlernen. Kikilias fasste die Idee mit den Worten zusammen: „Die Sonne genießen und zeitgleich Heizkosten sparen.“
In einem Fernsehinterview erklärte der Minister, dass im Juni knapp 3,5 Millionen Urlauber auf den griechischen Flughäfen gelandet seien. Vor allem in Zentral- und Westmakedonien seien mehr Urlauber vom Balkan als sonst angereist. Für Urlauber, die mit dem Pkw unterwegs sind, sei Griechenland die Destination Nummer eins für Touristen aus Serbien und Rumänien.Zudem stellte er fest, dass das Kreuzfahrtaufkommen im nordgriechischen Hafen Thessaloniki und 280 % zugenommen habe. Was die Hauptstadt Athen angeht, so sprach er von einem „absoluten Comeback“. Er erinnerte an ein Statement von Kulturministerin Lina Mendoni, wonach täglich 16.000 Menschen die Athener Akropolis und den Parthenon besuchen.
Weniger optimistisch über den Verlauf der touristischen Saison zeigt sich die bei der größten Oppositionspartei des Landes Bündnis der Radikalen Linken (SYRIZA) für den Bereich Tourismus zuständige Politikerin Katerina Notopoulou. Sie berief sich auf statistische Zahlen einer Studie des Instituts des Verbandes der griechischen Touristik-Unternehmen (Insete), wonach die Ankünfte auf den griechischen Flughäfen in den ersten sechs Monaten des Jahres um durchschnittlich 8,1 % zurückgegangen sind. Besonders betroffen seien die Flughäfen von Athen „Eleftherios Venizelos“ und von Thessaloniki „Makedonia“ mit einem Minus von 23,5 % bzw. 20,5 %, so Notopoulou. An den nordgriechischen Grenzübergängen werde der Studie zufolge sogar ein Einbruch von 41,3 % im Vergleich zu 2019 verzeichnet. Die Oppositionspolitikerin gab außerdem zu bedenken, dass im Juli einige Destinationen zwar tatsächlich sehr hohe Ankunftszahlen verzeichnen würden, doch in weniger bekannten Tourismusregionen herrsche Besorgnis. Außerdem erklärte die Linkspolitikerin, dass einer von zwei Griechen aus finanziellen Gründen nicht in der Lage sei, auch nur für eine Woche in Urlaub zu fahren. Sie rief die Regierung dazu auf, diese Situation ernst zu nehmen und mit ihren angeblichen Erfolgsmeldungen bis zum Herbst abzuwarten. Man benötige einen Plan, um vor allem kleine, mittlere und Familienunternehmen zu unterstützen, die mit sehr hohen Kosten durch eine explosive Teuerung konfrontiert seien. „Zwei Monate mit zunehmender touristischer Aktivität sind nicht genug, um das Gesamtklima zu verändern“, resümierte Notopoulou. (Griechenland Zeitung / Elisa Hübel)