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Quallen machen griechischen Küsten ihre unliebsame Aufwartung Tagesthema

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Foto (© ek): Vorsicht beim Baden! An griechischen Küsten tauchen hin und wieder Quallen auf. Foto (© ek): Vorsicht beim Baden! An griechischen Küsten tauchen hin und wieder Quallen auf.

Bei hohen Temperaturen konnte man sich in den vergangenen Jahren in Hellas meist sorglos im Meer treiben lassen. 2022 ist jedoch vielfach Vorsicht geboten: An Griechenlands Küsten werden immer wieder Quallen gesichtet. Eine Begegnung mit den Nesseltieren, die im wissenschaftlichen Sprachgebrauch auch als „Medusa“ bekannt sind, kann nicht nur schmerzhaft sein, sondern in seltenen Fällen auch eine allergische Reaktion auslösen. 

Plötzlich ein Brennen am Oberarm. Anfangs weiß man nicht genau, was es ist. Man stapft aus dem Wasser und sieht eine gerötete Stelle. Eine Qualle hat zugeschlagen. So geht es in diesem Jahr immer wieder Badelustigen in griechischen Meeren. An Griechenlands Küsten werden seit Monaten sogenannte Purpurquallen bzw. Leuchtquallen gesichtet. Diese violette Quallenart, in der Wissenschaft auch „Pelagia noctiluca“ genannt, trägt ihren Namen aufgrund ihrer Farbe und zählt zu den giftigen Quallenarten. Eine Berührung mit der Tentakel des Tieres kann Schmerzen und Hautirritationen auslösen.

Interaktive Karte zur Orientierung

Zum ersten Mal wurde die Pelagia Anfang Januar auf Kreta und in Porto Rafti, einem Küstenort in Ostattika, gesichtet. Im April haben sie dann die Gewässer der Hafenstadt Piräus und die nahegelegene Insel Angistri im Saronischen Golf erreicht. Wenig später entdeckte man sie auch auf der Insel Zakynthos im Ionischen Meer. Seit Mai sind zahlreiche Küstengebiete mit kleineren oder größeren Qualleninvasionen konfrontiert: Dazu zählen auch die Peloponnes, Paxos, Kefalonia, die Chalkidiki, Spetses sowie die Athener Küstenvororte Vouliagmeni oder Kavouri. Daten über das Auftreten der Quallen sammelt das soziale Netzwerk „i Naturalist. Bei diesem Programm, das 2018 vom „Hellenic Biodiversity Observatory“ ins Leben gerufen wurde, geht es grundätzlich darum, die Verbindung zwischen Mensch und Natur zu fördern. Im Rahmen dieser Initiative geben Bürgerinnen und Bürgern aber auch ihre Quallensichtungen weiter, die dann auf einer interaktiven Karte eingetragen werden.

Gekommen, um zu bleiben

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gehen davon aus, dass das Quallen-Phänomen in den Mittelmeergebieten im Laufe des Sommers noch zunehmen wird. Die Brutbedingungen der Tiere werden nämlich in dieser Jahreszeit durch die steigenden Meerestemperaturen begünstigt, die auf den Klimawandel zurückzuführen sind. Zudem geht in den betroffenen Gebieten die Population von Fischen und Meeresschildkröten immer mehr zurück. Dadurch fehlen die natürlichen Fressfeinde und die Quallen können sich ungehindert ausbreiten. Drossos Koutsoumbas, Professor für Ozeanographie an der Universität der Ägäis, erklärte gegenüber dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk EPT, dass die violetten Quallen den ganzen Sommer über bleiben werden. Auch deshalb, weil sie durch Strömungen an die Küsten transportiert würden.

Was tun bei einem Quallenstich?

Purpurquallen zeichnen sich durch ihren violetten, durchscheinenden Körper aus. Sie können eine maximale Länge von zehn Zentimetern Durchmesser erreichen und sind für ihre besonders langen Tentakeln bekannt. Als Jungtier ist dieser Meeresbewohner orange-braun gefärbt, als ausgewachsenes Tier leuchtet es violett. Im Vergleich zu den harmlosen durchsichtigen Ohrenquallen, die man in Deutschland aus der Nord- und Ostsee kennt und die keine Gefahr für den Menschen darstellen, sollte man eine Berührung mit der Purpurqualle aufgrund der giftigen Nesseln meiden. Ein Qualle kann verbrennungsähnliche Schmerzen und Rötungen der Haut hervorrufen. Wichtig ist erst einmal, ruhig zu bleiben. Die betroffene Stelle sollte nach dem Stich ausreichend gesäubert werden. In den griechischen Medien empfiehlt man dazu eine Mischung aus Meer- und Süßwasser, versetzt mit Sodapulver. Am Schluss rät man zum Abschaben des Sekrets zur Nutzung einer Plastikkarte (z. B. Kreditkarte). Auf keinen Fall sollte man reines Süßwasser oder Alkohol verwenden, da dies weitere Nesselkapseln aktiviert. Anschließend kann die betroffene Stelle gekühlt werden. Sollte es im Zuge einer allergischen Reaktion zu Atemproblemen, Erbrechen, Schwindel, einem Hautausschlag oder einer Schwellung kommen, sollte das „Quallenopfer“ eine Krankenstation (Kentro Ygeias), eine Apotheke, einen Arzt oder ein Krankenhaus aufsuchen.

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