Dass die Olympischen Spiele ihren Ursprung in Griechenland haben, wissen viele. Die heutige Stadt Archea Olympia (Antikes Olympia) auf der Halbinsel Peloponnes liegt beim Austragungsort der antiken Olympischen Spiele in der Nähe der Altis. Warum man in Griechenland damals begann, diese Wettkämpfe zu veranstalten und wie die antiken Olympischen Spiele aussahen, ist vielleicht nicht jedem klar. Deshalb soll hier ein Blick auf die Entstehungsgeschichte der Olympischen Spiele und die damaligen Disziplinen geworfen werden.
Zu Ehren der Götter
Die allerersten Spiele werden auf das Jahr 776 v. Chr. datiert und fanden im Ort Olympia statt. Dem Mythos zufolge sollen die Spiele von Halbgott Herakles zu Ehren seines Vaters Zeus ins Leben gerufen worden sein.
In den ersten etwa 50 Jahren bis 724 v. Chr. konnte man wohl kaum von Spielen sprechen. Schließlich bestand die Veranstaltung nur aus einem Stadionlauf. Und ein Stadionlauf fand damals weder in einem Stadion statt, noch führte er über eine lange Distanz –
zumindest 400 Meter also, wie eine heutige Stadionrunde.
Das Stadion ist aber eine alte griechische Maßeinheit, die 192,28 Metern entspricht. Über die Jahre hinweg sind dann weitere Disziplinen hinzugekommen, die schließlich den Namen Olympische Spiele rechtfertigten.
Die ersten neuen Disziplinen waren weitere Laufstrecken, die durch verschiedene Faust- und Ringkämpfe ergänzt wurden. Schließlich starteten Athleten im Pentathlon, also dem antiken Fünfkampf, der aus Diskuswurf, Weitsprung, Speerwerfen, Laufen und Ringen bestand.
Zu Beginn gab es natürlich auch keine Medaillen, so wie heute, zu gewinnen, sondern die besten Athleten wurden mit Olivenkränzen belohnt. Ein Sieg bei den Spielen war aber mit großem Ruhm sowohl bei den Zuschauern als auch bei den Mitbürgern verbunden, sodass die Gewinner zu Hause wie Helden gefeiert und mit Geschenken überhäuft wurden.
Olympische Disziplinen
Die verschiedenen Wettbewerbe bei den antiken Olympischen Spielen kann man in drei Hauptkategorien einteilen: den Fünfkampf, die Lauf- und Kampfdisziplinen sowie die Pferdewettkämpfe:
Der Fünfkampf
Der Fünfkampf besteht heute aus den Disziplinen Pistolenschießen, Degenfechten, Schwimmen, Springreiten und Querfeldeinlauf. Außer der Laufdisziplin hat es also keine Sportart aus der Antike in die Moderne geschafft. Dabei trifft man bei den zeitgenössischen Olympischen Spielen noch in der einen oder anderen Form auf sämtliche Disziplinen des antiken Fünfkampfs.
Zunächst wäre da der Diskuswurf, der allerdings mit einem geschwungenen Wurfholz erfolgte; die Diskusgeräte der Gegenwart sind manchmal ebenfalls aus Holz, aber viel einheitlicher und besser verarbeitet. Der Ablauf des Wurfes gleicht allerdings noch immer den Anfängen im antiken Griechenland. Nachweisbar fand Diskuswurf das erste Mal bei den Olympischen Spielen 708 v. Chr. statt. Der Weitsprung seinerseits ist kaum noch mit der dynamischen Disziplin von heute vergleichbar. Damals sprangen die Athleten aus dem Stand und mit Hilfe von Schwunggewichten, die sie in beiden Händen hielten. Überlieferte Sprungweiten von 16 Metern lassen annehmen, dass hier fünf Sprünge zusammengezählt wurden. Der Fünfkampf wurde durch Speerwerfen, einen Stadionlauf (wieder 197 Meter) und den Ringkampf vervollständigt.
Die Lauf- und Kampfdisziplinen
Neben dem Stadionlauf über 197 Meter kamen im Laufe der Zeit noch der Dolichos, über bis zu 4.600 Metern, und der Diaulos, der mit einer Länge von 394 Metern einer heutigen Stadionrunde gleicht, hinzu. Bei den Kampfdisziplinen unterschied man im antiken Griechenland zwischen Ringkampf, Faustkampf, Allkampf und dem Waffenlauf.
Die Kampfdisziplinen sind höchstens im Falle des Ringkampfs mit heute erlaubten Aktivitäten zu vergleichen. Aber selbst da wird vermutet, dass Beine wegschlagen und Beinstellen erlaubt war, um den Gegner aus dem Stand zu Fall zu bringen und damit Punkte zu verdienen.
Beim Faustkampf wurde einfach so lange aufeinander eingeschlagen, bis einer der Teilnehmer aufgab oder gar zusammenbrach. Anfangs wurden die Hände noch in Lederriemen gewickelt, später ersetzte man diese durch mit Eisen gespickte Schlagkanten. Dass es dabei zu ernsten Verletzungen kam, sollte keine Überraschung sein.
Beim Allkampf ging es sogar noch ruppiger zu, denn hier war neben Schlagen auch Treten, Würgen und Ziehen erlaubt. Es wurde so lange gekämpft, bis sich der Gegner nicht mehr wehren konnte. Die Kämpfe glichen jenen um Leben und Tod, wenn man die Waffen bereits verloren hatte.
Der Waffenlauf war ein Rennen über zwei Stadien in voller Rüstung und schwerer Bewaffnung. Zur Kleidung gehörten neben Helm, Beinschienen und Schild eben auch Waffen, sodass der Lauf nicht nur ein Wettbewerb, sondern auch eine ausgezeichnete Kriegsübung war.
Die Pferdewettkämpfe
Die Pferdewettkämpfe können in Wagenrennen und Pferdewettrennen unterteilt werden. Ursprünglich haben sie am 2. Tag der Spiele stattgefunden. Insgesamt haben die Spiele damals fünf Tage gedauert, wobei der fünfte Tag für Siegerehrungen und kultische Handlungen reserviert war.
Die Wagenrennen wurden vor allen Dingen dazu genutzt, um Ruhm und Ehre der Herrscher von Griechenland zur Schau zu stellen. Die Rennen fanden auf Viergespannen statt, und die Ausstattung spiegelte die Macht und den Reichtum der Herrscher wider.
Die Wettbewerbe fanden in einem eigens dafür erbauten Hippodrom statt, wobei sowohl am Anfang als auch am Ende der Strecke Säulen standen. Diese mussten mehrfach waghalsig umfahren werden, was unweigerlich zu Unfällen geführt hat.
Die Pferdewettreiten wurden zur Bereicherung des Programms bei den 33. Olympischen Spielen eingeführt. Auch hier gebührte die Ehre für den Sieg nicht dem Reiter, sondern dem Besitzer des Pferdes. Die Pferde selbst waren in den Augen der Veranstalter deutlich mehr wert als ihre Reiter. So wurde zum Beispiel die Stute Aura zum Sieger eines Rennens ernannt, bei dem sie bereits kurz nach dem Start ihren Reiter verloren hatte.
Kein Vergleich mit heutigen Spielen
Die Bedeutung der Olympischen Spiele von damals ist mit der der heutigen kaum noch zu vergleichen. Die Teilnahme war zunächst nur auf junge Athener griechischer Abstammung beschränkt. Zwar durften später auch andere Sportler aus der Gegend teilnehmen, aber auch diese mussten Vollbürger eines griechischen Stadtstaates sein.
Heute kommen bei den Olympischen Spielen Athleten aus aller Welt zusammen und messen sich in friedlichen Wettbewerben. Aber es ist dennoch interessant zu wissen, wie diese Tradition angefangen hat. (ba)