Knapp dran und doch recht weit vorbei - so ließe sich Griechenlands verpasste WM-Qualifikation letztlich zusammenfassen. Anstatt mit den Großen des Weltfußballs zusammenzuspielen, muss das traditionsreiche Land also vor dem Fernseher sitzen und auf die Europameisterschaft in zwei Jahren hoffen. Wir analysieren Verbesserungen, Krisen und die Hoffnung des griechischen Fußballs.
Playoff-Aus gegen Kroatien schnell klar
Nach 49 Minuten im Playoff-Hinspiel von Zagreb war der WM-Zug für Griechenland spätestens abgefahren. Der 4:1 Endstand für Kroatien hatte durch den Treffer von Andrej Kramaric bereits vergleichsweise früh Bestand. Dass die Griechen diese letzte Qualifikationsrunde vor der Weltmeisterschaft 2018 in Russland überhaupt erreichten, sollte angesichts der zuvor gezeigten Form durchaus als Erfolg gewertet werden. Noch während der Qualifikation für das vorherige große Turnier – der Europameisterschaft 2016 in Frankreich – lieferte die Mannschaft eine recht erbärmliche Runde ab und wurde Letzter. Davor platziert: Europas Schwergewichte Finnland und die Färöer Inseln. Die 2018-er Edition lief von vornherein besser an. Mit drei Siegen gegen die schwächsten Gegner und zwei Unentschieden gegen die favorisierten Mannschaften aus Belgien und Bosnien-Herzegowina hätte es deutlich schlechter losgehen können. So nutzte die Elf des deutschen Trainers Michael Skibbe die positive Stimmung und verwandelte sie in eine Gruppenphase, in der man nur einmal verlor – daheim gegen Belgien.
Eben jene Belgier gelten in den Live-Sportwetten auf den Gesamtsieg bei bet365 durchaus als Mitfavorit. Mit 13,00 (Stand 11. März) muss man lediglich fünf Nationen den Vortritt lassen, so auch Titelverteidiger Deutschland und Rekordweltmeister Brasilien, die das Feld letztlich anführen. Somit ist es keine Schande, sich nicht für das Weltturnier qualifiziert zu haben. Auch die Bosnier wurden vor Beginn der Spiele grundsätzlich stärker eingestuft, sodass deren klares Verpassen der Endrunde noch schwerer wiegt. Möglichkeiten zur Rehabilitierung auf ganz großer Bühne gibt es schon bald für das verbesserte Skibbe-Team: In der neuen Nations League trifft die Auswahl auf Estland, Finnland und Ungarn. Der Gruppensieg und die damit verbundene Teilnahme am Finalturnier scheinen machbar.
Strukturelle Krise im griechischen Fußball
Wenn die Nationalmannschaft Griechenlands sich auf eines verlassen kann, dann ist es ihr unbestrittener Kampfgeist sowie ihre Defensivstärke. Akteure wie Sokratis und Kyriakos Papadopoulos sind bereits die Abwehrchefs in ihren Bundesligamannschaften. Selbst wenn etwaige Aussetzer ihren Teams schaden, gehen sie doch stets mit gutem Beispiel voran. Konstantinos Manolas erlebte seit dem Wechsel zur AS Rom eine Multiplizierung seines Wertes. Wenig überraschend ist somit ein Abwehrspezialist der wertvollste griechische Fußballer. Der bei Bayer Leverkusen aktive Innenverteidiger Panagiotis Retsos gilt unterdessen als das größte Talent seines Landes, ist gerade einmal 19 Jahre alt. Selbst wenn es einige Spieler unter 25 Jahren gibt, so wird das strukturelle Problem dennoch eindrucksvoll deutlich. In der Offensive fehlt nach wie vor jeglicher vielversprechender Nachwuchs. Viel hängt deshalb vom 29-jährigen Mittelstürmer Konstantinos Mitroglou ab, der mittlerweile bei Olympique Marseille sein Geld verdient, aber oft von Verletzungen geplagt wird.
Neben Problemen mit dem allgemein vorhandenen Spielermaterial kommt auch der Klubfußball daheim nicht zur Ruhe. Er wird von regelmäßigen Skandalen und Gerichtsprozessen aufgrund von Spielmanipulation und Korruption heimgesucht. Darum überrascht es wenig, dass die Meisterschaft nicht auf dem Rasen, sondern am grünen Tisch entschieden wird. Abermals sorgten Ausschreitungen für Spielabsagen, diesmal bei den Topspielen zwischen PAOK Saloniki und Olympiakos Piräus sowie zuletzt zwischen PAOK und AEK Athen. Griechenlands Fußball leidet – auf dem Rasen und vor allem in der geordneten Nachwuchsförderung. (GZics; Fotos: skysports.com und eurokinissi)