Langjährige Haftstrafen möglich
Während seiner Aussage vor der Staatsanwaltschaft soll
Michaloliakos von einer „politischen Verfolgung“ gesprochen haben.
Seine Partei bezeichnet die Verhaftung ihres Vorsitzenden in einer
Mitteilung als eine „Intrige“. Vor dem Athener Gerichtskomplex
„Evelpidon“, wo Michaloliakos seine Aussage zu Protokoll gegeben
hat, hatten sich etwa 150 bis 200 Anhänger und Parlamentarier der
Chryssi Avgi zu einem Solidaritätsprotest getroffen. In
Untersuchungshaft überstellt wurde auch der Parlamentarier Jannis
Lagos. Heute macht der Chryssi Avgi Parlamentarier Christos Pappas
seine Aussage. Die Parlamentarier Ilias Kassidiaris, Nikos Michos
und Ilias Panagiotaros waren bereits am Mittwoch unter Auflagen
freigelassen worden. Aus Kreisen von Rechtsanwälten wird immer
wieder betont, dass ihre vorläufige Freilassung nicht bedeuten
müsse, dass ihnen keine Schuld nachgewiesen werden könne. Der
ehemalige Justizminister Michalis Stathopoulos hob in einem
Gespräch im Fernsehsender SKAI hervor, dass die eventuell von ihnen
begangenen Straftaten eine lebenslange Haft nach sich ziehen
könnten. Allein die Beteiligung in einer kriminellen Organisation,
die allen Mitgliedern der Chryssi Avgi vorgeworfen wird, bedeute
eine zehnjährige Haftstrafe für jeden einzelnen.
Unabhängiges Gerichtsverfahren
Ministerpräsident Antonis Samaras, der sich derzeit zu einem
offiziellen Besuch in den USA befindet, soll sich über die
Freilassung der verdächtigen Parlamentarier überrascht gezeigt
haben. Nach einem Treffen mit dem Vizepräsidenten der Vereinigten
Staaten Jo Biden, hob er hervor, dass alles gesetzeskonform
verlaufe. Bürgerschutzminister Nikos Dendias betonte in einem
Interview gegenüber der linksliberalen Tageszeitung
„Elefterotypia“, dass die Ermittlungen bezüglich der Chryssi Avgi
„bis zum Ende“ fortgesetzt würden. Der stellvertretende
Regierungschef und Verfassungsrechtler Evangelos Venizelos (PASOK)
erklärte, dass es noch keinen Richterspruch gebe. Die Regierung
bemühe sich zudem so schnell als möglich, ein neues
antirassistisches Gesetz durch das Parlament zu bringen.
Noch mehr Verdächtige
In Untersuchungshaft genommen wurden im Fall der Chryssi Avgi auch
ein Polizeioffizier in Piräus und eine frühere Parlamentskandidatin
der Chryssi Avgi. Verwickelt sein soll letztere in die Ermordung
eines Ausländers, der im Jahr 2011 erstochen worden war. Am Freitag
werden weiterhin vier Anhänger der Chryssi Avgi aussagen. Ihnen
wird gewalttätiger Angriff gegen kommunistische Gewerkschafter in
der Nähe von Athen vorgeworfen. In Patras wurden vier weitere
Anhänger der Chryssi Avgi verhaftet. Während einer Hausdurchsuchung
wurden Waffen in ihren Wohnungen sichergestellt. In
Untersuchungshaft befindet sich auch ein Hafenpolizist aus Patras.
(Griechenland Zeitung / eh, Foto:
Eurokinissi)