Merkel vertrat die Ansicht, dass Griechenland schon einen großen Teil des Weges zurückgelegt habe und verwies dabei auf die positiven Äußerungen der Eurogruppe vom Montag. Das Land sei es wert, diesen Weg bis zum Ende zu gehen, so Merkel. Sie verwies darauf, dass neben den fiskalischen Maßnahmen auch Wachstumsimpulse für Griechenland nötig seien. Dafür könnte beispielsweise die Europäische Investitionsbank ein Vehikel sein. Auf die Frage eines Journalisten stellte der Gast aus Berlin fest, dass es für die Deutschen wichtig sei, vor Ort Probleme zu besprechen und Lösungen zu finden.
Bei ihrem darauf folgenden Treffen mit Staatspräsidenten Karolos Papoulias hob sie erneut hervor, dass sie als Freund Griechenlands gekommen sei. Wo dies möglich sei, sei Berlin bereit, Hilfe zu leisten. Papoulias seinerseits führte der Kanzlerin gegenüber einige Probleme an, die für viele Bürgern des Landes aus die anhaltende Rezession resultieren und nannte in diesem Zusammenhang die hohe Arbeitslosigkeit, vor allem unter den Jugendlichen. (Griechenland Zeitung, as; Foto: eurokinissi)
Stand bis 14 Uhr:
Mit militärischen Ehren wurde die Kanzlerin der Bundesrepublik
Deutschland, Angela Merkel, am Dienstagmittag in Athen von ihrem
Amtskollegen Antonis Samaras empfangen. Im Anschluss stand ein
Tet-á-tet der beiden Regierungsoberhäupter und eine Pressekonferenz
auf dem Programm. Für 16.45 Uhr ist eine Begegnung zwischen Merkel
und dem Staatspräsidenten Karolos Papoulias angesetzt. Anschließend
steht noch ein Treffen mit griechischen und deutschen Unternehmern
in einem Athener Hotel auf der Tagesordnung. Es ist die erste
offizielle Griechenlandreise der deutschen Kanzlerin nach fünf
Jahren. Die griechische Regierung erhoffte sich vom Besuch aus
Berlin vor allem eine klare Botschaft der Unterstützung und des
Verbleibs Griechenlands in der Eurozone. Um Zwischenfälle zu
verhindern, war das Zentrum der griechischen Hauptstadt weiträumig
abgesperrt. Etwa 7.000 Polizisten waren im Einsatz, darunter
Scharfschützen, Hundeführer mit Spürhunden, Hubschrauberbesatzungen
und Kommandos der Hafenpolizei. Zudem standen fünf Wasserwerfer in
Bereitschaft. Das Parlament war mit Stahlzäunen abgeriegelt.
Während viele Regierungspolitiker sowie Medien den Athen-Besuch von
Merkel in der jetzigen kritischen Phase, in der sich Griechenland
befindet, als eine Geste der Unterstützung Deutschlands für
Griechenland werten, vertreten Gewerkschaften und
Oppositionsparteien eine völlig andere Meinung. Sie führen
anlässlich der Ankunft der deutschen Regierungschefin Kundgebungen
durch. Die Gewerkschaft der Privatwirtschaft (GSEE) demonstriert
parallel zur Ankunft der Kanzlerin in Athen zusammen mit der
Gewerkschaft öffentlicher Dienst (ADEDY) vor dem Parlament. Die
kommunistische Gewerkschaft PAME traf sich zu einer gesonderten
Kundgebung am Omonia Platz. Die KP-Generalsekretärin Aleka Papariga
fordert zu einer „Blockade gegen die Maßnahmen" auf. Der Besuch der
deutschen Bundeskanzlerin sei eine „Unterstützung für die
(griechische) Regierung", um das „Volk zum Schweigen zu bringen und
einzuschüchtern". In einer Mitteilung des Linksbündnisses SYRIZA –
größte Oppositionspartei im Parlament – hieß es: „Alle auf die
Straßen, um Merkel ‚zu empfangen'." Mitglieder der
rechtskonservativen Partei „Unabhängige Griechen" wollten vor der
deutschen Botschaft im Athener Stadtteil Kolonaki demonstrieren,
was aber von den Sicherheitsbehörden untersagt wurde. Die deutsche
Botschaft, das Goethe-Institut sowie auch andere in Griechenland
ansässige deutsche Unternehmen und Institutionen wurden bereits
seit Montag intensiv von Polizisten bewacht, um eventuelle
Übergriffe zu verhindern.
Um die Sicherheit von Angela Merkel zu gewährleisten, ist das
Athener Zentrum seit Mittag für den Straßenverkehr weitläufig
gesperrt. Weil sich dorthin in der Vergangenheit immer wieder
gewaltbereite Chaoten dem Zugriff der Polizei entzogen hatten,
waren auch zentrale U-Bahnstationen geschlossen. Bereits am Montag
wurden vorbeugend Personen in Gewahrsam genommen, die in der
Vergangenheit als Unruhestifter in Erscheinung getreten waren.
Derartig massive Vorkehrungen der Polizei waren letztmals im Jahre
1999 getroffen worden. Damals hatte der ehemalige US-Präsident Bill
Clinton Athen einen offiziellen Besuch abgestattet. (GZeh, Foto:
Eurokinissi)