Demonstrationen von Gewerkschaften und
Parteien
Anderer Ansicht sind in dieser Frage die Gewerkschaften und
Oppositionsparteien. Diese sehen in der Person „Merkel" einen der
Gründe, weswegen die griechische Regierung enorme Sparauflagen
umsetzen muss. Vor allem Beamte, Rentner und Niedrigverdiener sind
von diesen Maßnahmen betroffen. Um ihre Wut und ihr Unverständis
gegen den Sparkurs der Regierung zu zeigen, sind auch heute
zahlreiche Protestaktionen sowie eine Großdemonstration vor dem
Athener Parlament am „Platz der Verfassung" – dem Syntagma-Platz
geplant.
Dazu aufgerufen haben die Gewerkschaft der Privatwirtschaft GSEE
zusammen mit der Gewerkschaft öffentlicher Dienst ADEDY. In der
Verwaltungsregion Attika kommt es aus diesem Grund zwischen 12 und
15 Uhr zu einer dreistündigen Arbeitsniederlegung. Der Protest
richtet sich gegen „die Politik der griechischen Regierung und der
Troika". Wie es in einer Gewerkschaftsbekanntmachung heißt, sei
diese Politik unsozial und gegen die Arbeitnehmer gerichtet.
Insgesamt werde gegenwärtig eine „Rezessionspolitik"
durchgesetzt.
Die Demonstration wird auch von der größten Oppositionspartei des
Landes, dem Linksbündnis Syriza, unterstützt. In einer Mitteilung
heißt es: „Alle auf die Straßen, um Merkel ‚zu empfangen'!"
Die der kommunistischen Partei nahestehende Gewerkschaft PAME
organisiert ebenfalls heute eine separate Protestaktion am
zentralen Omonia-Platz, der sich etwa einen Kilometer nordwestlich
vom Syntagma-Platz befindet. Die KP-Gewerkschaft ruft dazu auf:
„gegen die barbarischen Maßnahmen und die Erpressung der EU, der
Regierung und des Kapitals" zu protestieren. Die Generalsekretärin
der KP, Aleka Papariga, fordert eine „Blockade der Maßnahmen". Der
Besuch der deutschen Bundeskanzlerin sei eine „Unterstützung für
die (griechische) Regierung", um das Volk zum Schweigen zu bringen
und einzuschüchtern. Mitglieder der rechtskonservativen Partei
„Unabhängige Griechen" wollten vor der deutschen Botschaft im
Athener Nobelstadtteil Kolonaki demonstrieren; wegen eines
weiträumigen Versammlungsverbots wird es aber wahrscheinlich nicht
dazu kommen.
Starkes Polizeiaufkommen
Um Zwischenfälle zu
vermeinden, hat die Polizei seit dem Wochenede zahlreiche Maßnahmen
ergriffen. Etwa 7.000 Ordnungshüter werden am heutigen Dienstag im
Einsatz sein. Zur Unterstützung wurden auch Kollegen aus der
Provinz nach Athen gerufen. Insegsamt fünf Wasserwerfer werden in
stragisch wichtigen Teilen der Hauptstadt in Einsatzbereitschaft
stehen. 40 Züge der Bereitschaftspolizei MAT werden das Parlament
abschirmen.
Auf den Straßen rund um das Parlament werden meterhohe Zäune
aufgebaut, um ein Vordringen der Demonstranten zu verhindern. Auf
hohen Gebäuden mit guter Sicht werden Scharfschützen postiert sein.
Im Einsatz sein werden auch Kommandokräfte der Hafenpolizei.
Hubschrauber sollen von der Luft aus die Lage im Auge behalten.
Auch Spürhunde sollen für die Sicherheit der deutschen
Bundeskanzlerin sorgen. Die deutsche Botschaft in Athen, das
Goethe-Institut Athen sowie auch andere in Griechenland ansässige
deutsche Unternehmen und Einrichtungen werden in diesen Tagen von
der Polizei bewacht. Nach 12 Uhr wird der Verkehr für Pkw im
Athener Zentrum gesperrt sein. Während der Demonstrationen werden
zudem zentrale U-Bahnstationen außer Betrieb gesetzt. Von diesen
Schließungen betroffen sind u. a. die Stationen: Evangelismos,
Syntagma, Panepistimio und Omonia.
Derartig massive Schutzmaßnahmen der Polizei wurden zum letzten Mal
im Jahr 1999 getroffen. Damals hatte der ehemalige US-Präsident
Bill Clinton Athen einen offiziellen Besuch abgestattet.
Der letzte offizielle Merkel-Besuch in Athen fand im Jahre 2007
statt. Im Vordergrund der Gespräche mit dem damaligen
Ministerpräsidenten Kostas Karamanlis stand der Kauf von
Rüstungsgütern für das griechische Militär.
Auf den Titelblättern der griechischen Tagespresse war gestern u.a.
zu lesen: Ta Nea: „Athen ist für Merkel eine Festung – wird sie für
die kommende Kreditrate ein Auge zudrücken?". Adesmeftos Typos:
„Optimismus für den Merkelbesuch". Ethnos: „Alarm für Merkel und
die Eurogroup". Die Wirtschaftszeitung Imerisia titelte: „Athen
erwartet ‚Grünes Licht' von Merkel für die 31,5 Mrd. Euro Rate".
Und bei der Naftemporiki hieß es auf Seite 1: „In die Zielgerade
für das ‚griechische Problem'". (Griechenland Zeitung / eh)
Kanzlerin Merkel in Athen: Roter Teppich am Flughafen - Proteste im Zentrum Tagesthema
- geschrieben von Redaktion
Heute Mittag wird die Kanzlerin der Bundesrepublik Deutschland
Angela Merkel in Athen erwartet. Die Gewerkschaften riefen zu
Protesten auf. Die Polizei hat strenge Vorkehrungen zur
Wahrung der öffentlichen Ordnung getroffen. Die Kanzlerin der
Bundesrepublik Deutschland Angela Merkel wird am heute zu einem
offiziellen Besuch in Athen erwartet. Es handelt sich um ihre erste
offizielle Griechenlandreise nach dem offenen Ausbruch der Finanz-
und Wirtschaftskrise im Mittelmeerland vor etwa zweieinhalb Jahren.
or
etwa zweieinhalb Jahren. Ihr Athenaufenthalt soll lediglich sechs
Stunden dauern. Gegen 12 Uhr soll die Bundeskanzlerin in Athen
eintreffen, wo sie von Premier Antonis Samaras empfangen wird. Im
Anschluss an Konsultationen am Sitz des Ministerpräsidenten werden
die beiden Regierungsoberhäupter eine gemeinsame Pressekonferenz
geben. Auf dem Programm steht auch ein Treffen der Bundeskanzlerin
mit Staatspräsident Karolos Papoulias. Der Athen-Besuch von Merkel
in der jetzigen kritischen Phase, in der sich Griechenland
befindet, wird von Medien und Regierungspolitikern als eine Geste
der Unterstützung Deutschlands für Griechenland bewertet.