Berlin. Griechenlands Premierminister Jorgos Papandreou erhielt am
Sonntagabend in Berlin einen der seit 2003 vom Berliner Verein
„Werkstatt Deutschland“ verliehenen Quadriga-Preise. Er wurde in
der Kategorie „Kraft der Wahrhaftigkeit” für die Neustrukturierung
der griechischen Finanzpolitik und die Abwendung eines
Staatsbankrotts ausgezeichnet. Papandreou nahm die Auszeichnung im
Rahmen einer Feierstunde im Konzerthaus am Gendarmenmarkt „als
Anerkennung der Opfer und Bemühungen eines ganzen Volkes“ entgegen
und unterstrich, dass Griechenland und Europa das Ziel erreichen
würden. Griechenland habe die Entschlossenheit, den Mut und den
Willen sich zu verändern.
Der Quadriga-Preis trage eine hohe Symbolik, so Papandreou weiter. Tabus müssten gebrochen werden, Mauern müssten fallen, ob tatsächliche, wie auf Zypern, oder wirtschaftliche, religiöse und nationale. In diesem Zusammenhang wandte er sich auch gegen das Stereotyp vom „faulen Griechen“, das viele europäische Medien in den letzten Monaten vermittelt hätten. Laut OSZE würden die Griechen mehr als die anderen Europäer arbeiten. Gemeinsam, so Papandreou abschließend, „müssen wir die Mauern in unseren Köpfen einreißen, gemeinsam müssen wir unsere Probleme lösen, gemeinsam müssen wir die Mauern der Angst und des Vorurteils durchbrechen“. Dies sei das Erbe Deutschlands, das Erbe Europas.
Der Quadriga-Preis wurde Papandreou (Foto, r.) vom Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank Josef Ackermann (Foto, l.) überreicht. Papandreou, so Ackermann in seiner Laudatio, beweise, dass Visionen kein überholtes Rezept darstellten. Die meisten Probleme Griechenlands seien zwar hausgemacht, Papandreou habe aber den Mut besessen, diese beim Namen zu nennen und mit schmerzhaften Maßnahmen anzugehen. „Wir verleihen diesen Preis Herrn Papandreou, weil er an einem kritischen Wendepunkt Mut bewiesen hat“, so Ackermann wörtlich. Griechenlands Staatsfinanzen befänden sich bereits auf dem Weg der Besserung. Gleichzeitig rief er das Land dazu auf, an seinem Kurs festzuhalten. Als Träger des Quadriga-Preises könne auch Papandreou nunmehr sagen: „Ich bin ein Berliner.“
Neben dem griechischen Premierminister wurden Finanzminister Wolfgang Schäuble und der Ex-DDR-Ministerpräsident Lothar de Maizière für ihre Rolle als Unterzeichner des Einigungsvertrages 1990, der Künstler Olafur Eliasson, das Ärztepaar Albrecht und Christina Henning sowie die Bundeswehr mit dem Quadriga-Preis 2010 ausgezeichnet. (Griechenland Zeitung / ak, Foto: Eurokinissi)