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Deutschlands Präsident Steinmeier in Kandanos: „Mut und Widerstandsgeist der Kreter“

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Unser Foto (© Eurokinissi) zeigt den deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier am Donnerstag (31.10.) in Kandanos auf Kreta. Unser Foto (© Eurokinissi) zeigt den deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier am Donnerstag (31.10.) in Kandanos auf Kreta.

Von „Leid“ und „Gräuel“, die von der deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg gebracht worden seien, sprach der deutsche Bundespräsident Steinmeier während seines Besuches auf der Insel Kreta, der letzten Station einer dreitägigen offiziellen Griechenland-Reise. Damit sich solche Verbrechen nicht wiederholen, dürfe man die Vergangenheit nicht vergessen.

„Danke für eine eindrucksvolle Reise und die Gastfreundschaft!“ Mit diesen Worten fasste der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier seine Eindrücke von einem dreitägigen Griechenlandbesuch, der von Dienstag bis Donnerstag voriger Woche (29.-31.10.) dauerte, zusammen.
Endstation dieser Hellas-Reise war Kreta, die größte Insel Griechenlands. Dort besuchte er u. a. den Märtyrer-Ort Kandanos, der während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg dem Erdboden gleichgemacht worden war. Es habe sich um den ersten Besuch eines deutschen Bundespräsidenten auf Kreta gehandelt, erklärt seine Pressesprecherin Cerstin Gammelin in den Sozialen Medien.

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Am Donnerstag (31.10.) in Kandanos auf Kreta

„Schamlose Verbrechen“
Während seiner Rede in Kandanos bat Steinmeier „im Namen Deutschlands um Vergebung für die Verbrechen der deutschen Wehrmacht während des Zweiten Weltkriegs“. Man könne das „Leid nicht ungeschehen machen“, man müsse jedoch die „Erinnerung daran wachhalten, damit nicht wieder geschieht, was einmal geschehen ist“.
In Kandanos hat Steinmeier auch eine Fotoausstellung im lokalen Rathaus besucht, mit der die damaligen Ereignisse in diesem kretischen Ort dokumentiert werden. Dabei stellte er fest, „die ganze Dimension des Grauens können Bilder und Fotos nicht festhalten“. Und er fügte hinzu: „Unerträglich ist die Vorstellung über das wahre Ausmaß der Barbarei. Fassungslos macht das Leid der Angehörigen“. Beschämt äußerte sich der Bundespräsident darüber, dass „die deutsche Wehrmacht sich auch noch im Recht sah, den Ort so zu zerstören, dass er niemals wieder aufgebaut werden könne“. In Kandanos etwa hätten „die Täter selbst dokumentiert, wie schamlos und verbrecherisch Deutschlands Eroberungs-, Besatzungs- und Vernichtungskrieg war“.

Fortlebender Schmerz
In seiner Rede bedankte sich der Bundespräsident bei den „Überlebenden und Angehörigen der Opfer all der Orte, die damals von deutschen Soldaten angegriffen und zerstört wurden. Danke dafür, dass Sie hier sind, danke dafür, dass ich hier sein darf. Ich weiß, in Ihren Familien lebt das Leid, lebt der Schmerz fort. Und doch haben Sie uns die Hand zur Versöhnung gereicht, und dafür bin ich Ihnen dankbar.“
Der Gast aus Schloss Bellevue ging auch darauf ein, dass dieses Verbrechen von der 3. Kompanie des Kradschützenbataillons 55, einem Zug Fallschirmjäger und zwei Gruppen der Gebirgspioniere verübt wurde. Deren Befehlshaber Generalleutnant Kurt Student, der solche Maßnahmen angeordnet hatte, wurde unterdessen über die Verbrechen in Griechenland nicht zur Rechenschaft gezogen, bedauerte der Präsident. Dies sei „die zweite Schuld, die Deutschland auf sich geladen hat“, fügte hinzu. Zudem schätzte er ein: „Schon den militärischen Widerstand der Griechen, Briten und deren Verbündeter hatten die Deutschen bei der Besetzung Kretas völlig unterschätzt. Womit sie aber vollends nicht gerechnet hatten, waren der Mut und Widerstandsgeist der Kreter.“ Auf diesen Wiederstand hätten die Deutschen erbarmungslos reagiert.

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Der Ort Kandanos

Erinnerung und Zukunft
Im Namen Deutschlands bat er anschließend auf Griechisch um Vergebung. Das Staatsoberhaupt vertrat die Ansicht: „Ohne Erinnerung gibt es keine Zukunft.“ Bezug nahm er auch auf den Deutsch-Griechischen Zukunftsfonds. Dieser arbeite seit 2014 an einer gemeinsamen Erinnerungskultur und damit an einer gemeinsamen Zukunft. Weiterhin fügte er hinzu, dass „Demokratie, wenn sie einmal errungen ist, nicht schon deshalb garantiert ist. Wir wissen, dass wir sie schützen und verteidigen müssen.“
Der Besucher bedauerte außerdem: „In meinem Land, in Deutschland, wissen nur wenige von den Verbrechen der Wehrmacht an der griechischen Zivilbevölkerung und der Ermordung der griechischen Juden im Holocaust. Und nur wenige wissen von der schrecklichen Hungersnot unter deutscher Besatzung. Es ist daher wichtig, dass es seit einigen Jahren das Deutsch-Griechische Jugendwerk gibt.“ Dies schaffe, persönliche Begegnungen und Freundschaften zwischen jungen Deutschen und jungen Griechen. Und dies wiederrum trage dazu bei, „das Wissen über die Verbrechen der Deutschen weiterzugeben an junge Menschen“, diese müssten wissen, „was geschehen ist, damit es nicht wieder geschieht!“ Der Gast aus Deutschland fasste zusammen: „Kandanos wurde wieder aufgebaut – trotz des Leids, trotz der Gräuel. Auch das war mutig und, ja, heldenhaft. Kandanos mahnt uns, Frieden und Freiheit in Europa zu wahren. Diese Mahnung bleibt. Sie ist unser Auftrag für unsere gemeinsame Zukunft.“ (Griechenland Zeitung / Elisa Hübel)

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