Deutschlands Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat bei seinem Griechenlandbesuch, der am heutigen Dienstag (29.10.) beginnt, ein anspruchsvolles Programm zu bewältigen. Als Schwerpunkte sind vermerkt: „Gedenken an die Opfer der Nazi-Verbrechen“, „Würdigung der Rolle beim Schutz der EU-Außengrenzen vor illegaler Migration“ und „Zusammenarbeit in Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur“.
Begleitet wird der Gast aus Berlin bei seinem dreitätigen Hellas-Aufenthalt von seiner Ehefrau Elke Büdenbender; der Auftakt des Besuches erfolgt in der nordgriechischen Metropole Thessaloniki.
Eingeladen wurde Steinmeier von seiner griechischen Amtskollegin Katerina Sakellaropoulou. Erklärtes Ziel ist es u. a., „die Vielfalt und Dichte der deutsch-griechischen Beziehungen“ zu reflektieren. Diese hatten im Zuge der 2010 in Griechenland ausgebrochenen Finanz- und Wirtschaftskrise deutlich gelitten. Seit geraumer Zeit aber ist die Stimmung wieder recht freundlich: So etwa war Deutschland erst im September der Ehrengast bei der Internationalen Messe Thessaloniki.
Am heutigen Dienstag werden Steinmeier und Sakellaropoulou den Standort des sich im Bau befindlichen Holocaust-Museums besuchen, das von Deutschland mit-finanziert wird. Anschließend steht ein Treffen mit zwei Holocaust-Überlebenden auf dem Programm. Von den einst rund 60.000 Juden, die in der nordgriechischen Metropole Thessaloniki lebten, hatten nur etwa fünf Prozent die Verbrechen der deutschen Besatzer im Zweiten Weltkrieg überlebt.
Die Reise des Bundespräsidenten führt anschließend weiter nach Athen, wo am Mittwochmittag ein Besuch des Deutschen Archäologischen Instituts auf dem Programm steht, das sein 150-jähriges Gründungsjubiläum feiert.
Am Mittwochabend steht schließlich ein Festessen mit Sakellaropoulou auf dem Programm.
Am Donnerstag, dem dritten und letzten Tag dieser Griechenland-Reise, geht es nach Chania auf Kreta. Dort wird Steinmeier u. a. den Ort Kandanos besuchen. Dieser wurde am 3. Juni 1941, bereits in den ersten Tagen der deutschen Besatzung auf Kreta von der Wehrmacht durch eine sogenannte „Vergeltungsmaßnahme“ vollständig zerstört. Kandanos ist nur einer von über 120 Orten in Griechenland, in denen während der Besatzung durch die Achsenmächte in den Jahren 1941 bis 1944 in größerem Ausmaß Kriegsverbrechen an der Zivilbevölkerung verübt wurden.
Ein weiterer solcher Ort ist das Dorf Katarraktis bei Tzoumerka in der Nähe von Ioannina im Nordwesten des Landes. Diesen hat am Wochenende der ehemalige griechische Staatspräsident Prokopis Pavlopoulos besucht. In einer Rede hob er hervor, dass Hellas weiterhin darauf bestehe, von Deutschland für die im Zweiten Weltkrieg entstandenen Schäden und für einen Zwangskredit, der Griechenland abgepresst worden war, entschädigt zu werden. Pavlopoulos stellte außerdem fest: „Für uns Griechen ist die Freiheit ein existentielles Prinzip und damit eine Lebensweise.“ Auch Bundespräsident Steinmeier äußerte sich zum Thema Demokratie und Freiheit: Auf seiner Instagram-Account fasste er zusammen, dass Griechenland „die Wiege der westlichen Zivilisation und Demokratie“ sei. Nicht zuletzt hob er eine „beeindruckende Vielfalt an Landschaften: von Gebirgen bis hin zu unzähligen Inseln und wunderschönen Küsten“ hervor. (Griechenland Zeitung / eh)