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„Keine Ausreden“: Waldbrand-Debatte im griechischen Parlament Tagesthema

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Archivfoto (© Eurokinissi) Archivfoto (© Eurokinissi)

Die diesjährige Brandbekämpfungssaison und die Initiativen der Regierung zur Unterstützung der Betroffenen, zur Wiederherstellung der Infrastruktur und zur weiteren Stärkung des Katastrophenschutzes ist am Mittwoch (23.10.) ausführlich im Parlament besprochen worden. Das Wort haben die Vorsitzenden der im Parlament vertretenen Parteien ergriffen.

So etwa stellte Premierminister Kyriakos Mitsotakis fest, dass es sich in diesem Sommer „objektiv um die schwerste Waldbrandperiode der vergangenen 40 Jahre“ gehandelt habe. Dies sei von Wissenschaftlern als auch von der Athener Sternwarte bestätigt worden, erklärte Mitsotakis, der gleichzeitig auch Chef der konservativen Nea Dimokratia (ND) ist. Dazu beigetragen hätten „systematisch hohe Temperaturen und Trockenheit“. Begleitet wurden diese von starken Winden und Blitzen in den Bergen, die nicht mit Regen einhergingen, so Mitsotakis.

Mehr als 9.000 Wald- und Buschbrände

Das Regierungsoberhaupt fügte hinzu, dass in diesem Sommer 9.101 Wald- und Buschbrände ausgebrochen seien; 2023 seien es 7.163 gewesen. Außerdem sprach er davon, dass auch die Klimakrise Schuld an der Situation trage, die jedoch den gesamten Planeten beschäftige. Mitsotakis gab zudem bekannt, dass in Griechenland etwa 9.000 Ehrenamtliche tätig seien: 5.000 beim Bürgerschutz und 4.000 bei der Brandbekämpfung. Als ein positives Beispiel nannte er Österreich, wo etwa 70 % bis 80 % der Angelegenheiten der Feuerwehr von Ehrenamtlichen übernommen werden.

Mehr Wald als in den 60er Jahren

Als Antwort auf Kritik des Vorsitzenden der Griechischen Lösung Kyriakos Velopoulos stellte Mitsotakis fest, dass verbrannte Wälder wieder aufgeforstet werden können. Dabei fügte das Regierungsoberhaupt hinzu, dass Hellas aktuell über mehr Waldlandschaft verfüge, als es in den 60er Jahren der Fall gewesen sei. Das liege daran, dass viele landwirtschaftlich genutzte Flächen in den vergangenen Jahren verlassen wurden und mittlerweile Wälder an deren Stelle entstanden seien. Was Vorurteile betreffe, dass Wälder verbrannt werden, um Windkraftanlagen auf Berggipfeln zu installieren, so sprach Mitsotakis von „Fake News“; rechtlich sei es erlaubt, solche Anlagen auch in Wäldern zu errichten.
In seiner Rede erklärte der Regierungschef außerdem, dass er den Vorsitzenden der Parlamentsfraktion der derzeit größten Oppositionspartei Syriza, Nikos Pappas, nicht als Oppositionschef anerkenne, da diese Partei im Moment keinen gewählten Vorsitzenden habe. Im gleichen Zuge gratulierte er dem Vorsitzenden der PASOK Nikos Androulakis zu seinem Wahlsieg am 13. Oktober, wodurch dieser wieder an die Spitze der Sozialisten gelangte.
Papas wiederum kritisierte, dass sich Mitsotakis nicht in innerparteiliche Angelegenheiten von SYRIZA einmischen dürfe. Der Linkspolitiker erklärte, dass Wälder vor der jeweiligen Waldbrandperiode von leichtbrennbaren Materialien gesäubert werden sollten und dass Brandschneisen angelegt werden müssten. Vor allem müssten Natura-2000-Gebiete besser geschützt werden, so Pappas. Ein weiterer Kritikpunkt war, dass die Feuerwehr nicht über genügend Personal verfüge. Er sprach von 3.500 unbesetzten Stellen. Weiterhin stellte er fest, dass nach verheerenden Waldbränden auf der Insel Euböa in den vergangenen Jahren nur 0,3 % der verbrannten Flächen aufgeforstet wurden.

Drei Todesopfer durch Waldbrände

Der Generalsekretär der kommunistischen Partei KKE Dimitris Koutsoumbas erinnerte daran, dass durch die Waldbrände in diesem Sommer drei Menschen ums Leben gekommen seien: eine Frau im Athener Vorort Vrilissia und zwei Männer in Korinthia auf der Peloponnes. Dieser Waldbrand wütete Ende September, Anfang Oktober; dafür könne nicht der Klimawandel verantwortlich gemacht werden, stellte der Kommunist fest. Die Regierung rief er nun dazu auf, die „Ausreden bei Seite zu lassen“ und sich auf Projekte für die Überschwemmungsbekämpfung in Korinthia zu konzentrieren. Außerdem erinnerte er daran, dass ein Waldbrand auf dem Pangeo Gebirge zwischen Kavala und Serres in Nordgriechenland fast einen Monat lang angehalten habe. (Griechenland Zeitung / Elisa Hübel)

 

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