Am Donnerstag voriger Woche (3.10.) fand unter Anwesenheit von Premierminister Kyriakos Mitsotakis und mehreren Ministern in der nordgriechischen Stadt Orestiada eine Tagung zum Thema: „Nationale Strategie für das Evros-Gebiet und das lokale Wachstum (…)“ statt.
Fast drei Milliarden Euro
Der ganz im Nordosten Griechenlands befindliche Regionalbezirk Evros wurde im Sommer 2023 von verheerenden Waldbränden heimgesucht. Im Bemühen, die entstanden Schäden auszumerzen, kündigte Mitsotakis 19 Maßnahmen an, die dort in den Jahren 2025 bis 2027 zu einem wirtschaftlichen und sozialen Aufschwung führen sollen. Der Fluss Evros, nachdem die Region benannt ist, bildet die natürliche Grenze zum Nachbarland Türkei: Es ist die östlichste Grenze Europas. Das Budget, das die öffentliche Hand zur Verfügung stellen will, beläuft sich auf 2,83 Milliarden Euro. Den Waldbrand, der sich dort im vorigen Jahr ereignet hatte, bezeichnete der Regierungschef als den größten innerhalb der EU; verantwortlich dafür sei die Klimakrise. Die Bürger dieser Region, wo gleichzeitig auch die Grenze zu Bulgarien verläuft, würdigte der Regierungschef u. a. mit der Bezeichnung „Grenzwächter“. Er stellte außerdem fest, dass Athen die EU weiterhin dazu auffordern werde, mehr in den Schutz dieser Grenzregion zu investieren. Behilflich dabei könne etwa auch der Einsatz neuer Technologien sein.
Ansiedlung von Familien
Konkret verwies Mitstakis darauf, dass die Einwohner der Gemeinde Soufli mit der gleichnamigen Kleinstadt in den kommenden drei Jahren keine Immobiliensteuer zahlen müssten. Außerdem sollen Personen, die nach Soufli, Orestiada oder Didymoticho umziehen wollen, finanzielle Anreize erhalten. Dies betreffe etwa 1.000 Familien, die bis zu 10.000 Euro für einen solchen Umzug erhalten sollen, so Mitsotakis. Außerdem sollen das Unternehmertum als auch die Gründung neuer Arbeitsplätze forciert werden. Gegründet wird zudem eine Musikschule in Orestiada und bestehende Kindergärten sollen renoviert werden. Zusätzlich soll eine neue Seefrachtlinie zwischen den Häfen Alexandroupolis und Piräus gefördert werden; Zwischenstopps werden auf den Inseln Chios und Mytilini erfolgen. Im Ergebnis erhofft man sich, dass in der Evros-Region hergestellte Produkte in der Hauptstadt Athen preiswerter angeboten werden können. Hinzu kommt das Projekt einer Vorortbahn, die Orestiada mit Alexandroupolis verbinden soll.
Am Donnerstag (3.10.) in Orestiada
„Der Anfang Europas“
Der Minister für Agrarentwicklung und Lebensmittel Kostas Tsiaras stellte fest: „Evros ist nicht der Rand Griechenlands, sondern der Anfang Griechenlands und Europas.“ Umweltminister Theodoros Skylakakis fügte hinzu, dass bald die Umsetzung von Infrastrukturprojekten in die Tat umgesetzt werde, durch die Überschwemmungen verhindert würden. Kulturministerin Lina Mendoni betonte, dass in der Region auch Mittel für die Kultur in Höhe von 40 Millionen Euro investiert würden. Ziel sei es, sowohl neue Arbeitsplätze zu schaffen, als auch den Kulturtourismus zu stärken, so die Ministerin. Sie fügte hinzu, dass diese Programme mit Hilfe von Universitäten realisiert würden. Gestärkt werden soll außerdem das lokale und traditionelle Kunsthandwerk. Regierungssprecher Pavlos Marinakis hatte bereits im Vorfeld erklärt, dass außerdem Studentenwohnheime geründet werden und dass der Hafen, Gesundheitszenten und das Krankenhaus von Alexandroupolis aufgewertet würden.
„Die übliche Kommunikationspolitik“
Unterdessen ist Hellas in erhöhter Alarmbereitschaft, was die Situation im Nahen Osten angeht. Man befürchtet in diesem Zusammenhang, dass sich zahlreiche Flüchtlinge vor allem aus dem Libanon oder Gaza auf den Weg nach Europa machen könnten. Nicht zuletzt wurden am Wochenende drei Menschenschmuggler im Evros-Gebiet verhaftet, die versucht hatten, mehrere Menschen über die griechisch-türkische Grenze illegal nach Griechenland zu bringen. Bei den Tätern handelt es sich um zwei Griechen und einen Ausländer.
Den Besuch von Mitsotakis und seiner gesamten Ministerdelegation in Evros wurde von der größten Oppositionspartei SYRIZA kritisiert. Dort befürchtet man, dass lediglich „Gutscheine für die Landwirte des Evros“ verteilt würden. Dies sei nichts anderes als die die „übliche Kommunikationspolitik der Mitsotakis-Regierung“. SYRIZA erinnerte daran, dass das Feuer für mehr als 16 Tage wütete und mehr als einhunderttausend Hektar in Schutt und Asche legte. Dem Erdbeobachtungsprogramm Copernicus zufolge handle es sich um den größten Waldbrand auf europäischen Boden der letzten vergangenen Jahre, kritisierte SYRIZA. Außerdem kamen durch die Flammen im Sommer 2023 mehrere Asylsuchende ums Leben, ihre genaue Zahl ist unbekannt. (Griechenland Zeitung / Elisa Hübel)