Zu einem kleinen Politikum wurde der Versuch des italienischen Vermessungsschiffes „Ievoli Relume“, Untersuchungen in der Meeresregion zwischen den Inseln Kassos und Karpathos durchzuführen, die sich in der Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) Griechenlands befindet.
Die Türkei schickte daraufhin fünf Kriegsschiffe in diese Region, darunter waren zwei Fregatten und eine Korvette. Diese kreuzten in internationalen Gewässern, näherten sich aber bedenklich den dort befindlichen griechischen Hoheitsgewässern. Als Antwort entsandte auch Griechenland Kriegsschiffe in diese Region.
Auftrag der „Ievoli Relume“ war es, Untersuchungen für die geplante Verlegung eines Unterwasserkabels durchzuführen, das die Insel Kreta mit Zypern verbinden soll. Den Auftrag für diesen Einsatz hatte das französische Unternehmen Nexans erteilt, das mit dem Projekt beauftragt ist. Nach Abschluss der Vermessungsarbeiten entfernte sich das italienische Schiff aus der Region und steuerte einen Hafen auf der etwa 50 Kilometer weiter westlich gelegenen Insel Kreta an.
Griechenlands Regierungssprecher Pavlos Marinakis erklärte, dass die Arbeit der „Ievoli Relume“ von türkischer Seite nicht behindert worden sei. Er verwies zudem auf die Tatsache, dass sich die griechisch-türkischen Beziehungen derzeit auf einem sehr guten Niveau befinden; dem besten seit Jahren. Man wolle den begonnen Dialog nicht stören – dies bedeute aber nicht, dass Einigkeit herrsche. Er erinnerte daran, dass Griechenland als einzigen Meinungsunterschied, für den eine Lösung gefunden werden müsse, die AWZ in der Ägäis betrachte. Die gute Zusammenarbeit mit der Türkei habe bereits positive Effekte gezeigt, etwa bei der Bekämpfung der illegalen Migration, so Marinakis. Premierminister Kyriakos Mitsotakis und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan wollen sich im September erneut in New York treffen. Im Moment scheint die Chemie zwischen den beiden Spitzenpolitikern zu stimmen: Im Mai besuchte Mitsotakis Erdoğan in Ankara, Anfang Juli unterhielten sich die beiden erneut relativ ausführlich am Rande des NATO-Gipfels in Washington.
Unterdessen haben Europaparlamentarier der griechischen Oppositionspartei Partei PASOK an den Hohen Vertreter der EU für Außen- und Sicherheitspolitik Josep Borrell einen Brief geschickt. Darin wird darauf verwiesen, dass sich die Türkei an das internationale Recht und das internationale Seerecht halten müsse. (Griechenland Zeitung / Elisa Hübel)