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Erste Reaktionen auf die Einführung der Sechs-Tage-Arbeitswoche in Griechenland Tagesthema

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Erste Reaktionen auf die Einführung der Sechs-Tage-Arbeitswoche in Griechenland Unser Archivfoto (© Eurokinissi) zeigt Arbeitnehmer in Griechenland.

In Griechenland wird der Druck vieler Unternehmen, dass die Angestellten möglichst sechs Tage pro Woche arbeiten, immer größer; ab 1. Juli ist dies unter gewissen Voraussetzungen per Gesetz erlaubt.

Dadurch soll in erster Linie dem chronischen Fachkräftemangel entgegengewirkt werden – in den Jahren der Krise waren von 2010 bis 2018 sehr viele gut ausgebildete Arbeitnehmer ins Ausland abgewandert; viele kehrten nicht zurück. Allerdings wird derzeit bei weitem nicht jedem Antrag auf Ausweitung der Arbeitszeit stattgegeben. Von 690 Unternehmen und 1.671 Filialen, die derartige Maßnahmen beantragt hatten, wurden lediglich 17,4 Prozent der Anträge genehmigt: Konkret handelt es sich um 291 Fälle. Das dafür zuständige Arbeitsministerium macht darauf aufmerksam, dass es in Griechenland insgesamt 326.482 Arbeitgeber mit 382.775 Filialen bzw. Zweigstellen gibt. Außerdem heißt es, dass Unternehmen der Tourismusbranche sowie des Einzelhandels von der Maßnahme der Sechs-Stunden-Arbeitswoche ausgeschlossen seien. – Das Gesetz gilt in erster Linie für Fabriken und öffentliche Einrichtungen. Die größte Oppositionspartei des Landes, das Bündnis der Radikalen Linken (SYRIZA) kritisierte die Vorgänge der Ausdehnung der Arbeitstage dennoch scharf. Hier sprach man von einer „Rückkehr in das 19. Jahrhundert“. Aus der sozialistischen PASOK wurde außerdem darauf verwiesen, dass in Griechenland lediglich 138.000 Arbeitnehmer durch Rahmentarifverträgen abgesichert seien; lediglich 60.000 von ihnen könnten mit Gehaltserhöhungen rechnen. Aus der kommunistischen KKE wurde befürchtet, dass der sechste Arbeitstag auch auf Supermärkte und deren Lagerhallen ausgedehnt werden könnte. Arbeitsministerin Niki Kerameos versuchte, die Gemüter zu beruhigen. Sie sprach von „Sonderschichten“ und verwies darauf, dass für Sonntagsarbeit bis zu 115 Prozent mehr als der übliche Tageslohn bezahlt würden – am Samstag werden 40 Prozent mehr behahlt. Ziel der Regierung sei es, die Arbeitnehmer vor missbräuchlichen Behandlungen durch Arbeitgeber zu schützen. (Griechenland Zeitung / Elisa Hübel)

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