Das Ergebnis der Europawahlen vom Sonntag (6.9.) war für die drittstärkste Partei des Landes, der sozialistischen PASOK, enttäuschend. Immer mehr Parteimitglieder fordern nun, dass ein Wahlverfahren für einen neuen Parteichef eingeleitet werden müsse.
Der PASOK-Vorsitzende Nikos Androulakis erklärt hingegen, dass erst im Oktober 2025 eine innerparteiliche Wahl durchgeführt werde – wie es von Anfang an vorgesehen sei. An den Pranger gestellt wird er in erster Linie, weil die PASOK ihr Ziel, als zweitstärkste Partei gewählt zu werden, verfehlte. Allerdings konnten die Sozialisten einen Parlamentarier mehr ins Europaparlament schicken, als bisher. Nach Straßburg kommen nun der Bruder des früheren PASOK-Ministerpräsidenten Jorgos Papandreou (2009-2011), Nikos; der frühere PASOK-Minister Ioannis Maniatis sowie der bekannte Meteorologen Sakis Arnaoutoglou. Während Papandreou erwartet hatte, dass er die PASOK-Delegation im Europaparlament leiten würde – weil er mit 123.294 Stimmen weitaus mehr Wähler als Maniatis von sich überzeugen konnte, für den 108.231 Personen gestimmt haben – entschied sich Androulakis dafür, Maniatis diesen Posten zu übergeben. Als ehemaliger Minister habe er mehr Chancen, zum Vizepräsidenten der Fraktion der Progressiven Allianz der Sozialdemokraten im Europäischen Parlament gewählt zu werden, so die Argumentation des PASOK-Chefs.
Nun muss letzterer selbst um seinen Posten bangen. Als geeignetster Gegenkandidat gilt der amtierende Bürgermeister der Stadt Athen, Charis Doukas. Er konnte bei den Kommunalwahlen im Herbst überraschend viele Wähler für sich gewinnen und ins Rathaus der Hauptstadt einziehen. Beobachter meinen, dass er auch Wähler für sich gewinnen könnte, die nicht traditionell für die PASOK votieren. Vor allem geht es um jene Wähler, die während der Europawahlen der beiden stärksten Parteien, der ND und SYRIZA, den Rücken gekehrt haben – um die politische Mitte.
Am 19. Juni soll nun der Politische Rat und am 30. Juni das Zentralkomitee der PASOK beraten, um Klarheit zu schaffen. (Griechenland Zeitung / Elisa Hübel)