Am späten Samstagabend (9.3.) wurden zwei transsexuelle Personen im Zentrum der nordgriechischen Metropole Thessaloniki von etwa 150 Personen verfolgt und sowohl verbal als auch physisch angegriffen.
Die beiden 21-Jährigen konnten sich in einem Geschäft in Sicherheit bringen, wo sie für etwa 30 Minuten ausharren mussten. Augenzeugen berichten, dass diese Zuflucht den beiden Opfern wahrscheinlich das Leben gerettet habe.
Verhaftet wurden anschließend 21 Personen. Darunter waren auch elf Minderjährige sowie zwölf ausländische Staatsbürger, etwa aus Albanien und Georgien. Der jüngste Täter war 15 Jahre alt und der älteste 41. Die Minderjährigen wurden vorerst auf freien Fuß gesetzt. Die Aufklärung des Falls hat die Abteilung gegen rassistische Gewalt der Polizei Thessaloniki übernommen. Die Staatsanwaltschaft überprüft unterdessen, ob strafrechtliche Verantwortung auch bei den Eltern der Minderjährige bestehen könnte.
Nach den Übergriffen fand am Sonntagabend auf dem Aristotelous-Platz in Thessaloniki ein Protest gegen diese Übergriffe statt. Die Demonstranten wurden dabei kurzzeitig von vermummten Personen angegriffen, betroffen war auch der SYRIZA-Vorsitzende Stefanos Kasselakis, der sich anlässlich des 26. internationalen Dokumentarfestivals in Thessaloniki aufhielt. Er warnte in den sozialen Medien vor einem Verfall der Gesellschaft durch Faschismus und Rassismus.
Scharf kritisiert wurden diese Übergriffe auch von zahlreichen weiteren Politikern. So etwa stellte der Bürgermeister von Thessaloniki Stelios Angeloudis fest, dass „Toleranz ein Zeichen der Kultur und der Demokratie“ sei. In Thessaloniki gebe es keinen Platz für rassistisches Benehmen, so Angeloudis. Pavlos Christidis, der bei der sozialistischen PASOK u. a. für das Thema Menschenrechte verantwortlich, warnte vor Hassreden, der Reproduktion von Stereotypen und dem Fehlen eines konstruktiven Dialogs. Die kommunistische KKE rief die Bevölkerung und speziell die Jugend dazu auf, ein „Schutzschild für jeden Menschen, der abstoßende rassistische Angriffe erlebt“, zu errichten.
Zu dem Vorfall nahm auch der Metropolit von Thessaloniki Filotheos Stellung. Er stellte fest, dass Gewalt nicht die Lebensweise der orthodoxen Christen ausdrücke und daher von der Kirche verurteilt werde. Außerdem verwies er darauf, dass Phänomene der Gewalt in letzter Zeit etwa in Schulen zugenommen hätten. Das gleiche gelte für häusliche Gewalt, aber auch für Angriffe auf Gotteshäuser, so der Metropolit. (Griechenland Zeitung / Elisa Hübel)