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SYRIZA-Chef Kasselakis erhält das Vertrauen seiner Genossen: kein innerparteilicher Urnengang

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Unser Foto (© Eurokinissi) zeigt Stefanos Kasselakis und Olga Gerovassili am Wochenende. Unser Foto (© Eurokinissi) zeigt Stefanos Kasselakis und Olga Gerovassili am Wochenende.

„Wir gehen nicht in einen Wahlgang, wir gehen voran.“ Das war die wichtigste Botschaft des Vorsitzenden des Bündnisses der Radikalen Linken (SYRIZA), Stefanos Kasselakis, während des 4. Parteikongresses am Wochenende.

Es lagen drei Vorschläge auf dem Tisch: die Durchführung innerparteilicher Wahlen am 10. März, ein innerparteilicher Urnengang in einem Monat – oder der Verzicht auf Wahlen. Diese letztere Option gewann während des viertägigen Kongresses bei den Delegierten offenbar die Oberhand. Als mögliche Gegenkandidatin von Kasselakis hatte sich die Vizepräsidentin des Parlaments Olga Gerovassili ins Spiel gebracht, die u. a. auch als Ministerin für administrativen Wiederaufbau (2016-2018) sowie Bürgerschutz (2018-2019) in der früheren SYRIZA-Regierung unter Premierminister Alexis Tsipras gedient hatte. Letzterer hatte kurz vor dem Kongress die Führung der Partei unter seinem Nachfolger Kasselakis infrage gestellt. Dass dieser Vorschlag nun abgeschmettert wurde, ist für Tsipras als Niederlage zu werten. Gerovassili gilt als eine der engsten Vertrauten des Ex-Regierungs- und Parteichefs.
Allerdings war die Abstimmung über seinen Vorschlag alles andere als transparent. Man geht lediglich davon aus, dass eine Mehrheit der etwa 2.800 Kongressteilnehmer gegen den Urnengang gewesen sei; eine Stimmauszählung erfolgte nicht.
Kasselakis hatte erst im vergangenen September den Vorsitz der größten Oppositionspartei des Landes übernommen. Bis dahin ist er sowohl in der nationalen Politik als auch bei SYRIZA ein Unbekannter gewesen. Seine Chance für den Parteivorsitz eröffnete sich, als Tsipras – im Nachklang der schweren Niederlage bei den Parlamentswahlen im Juni 2023 – den Hut nehmen musste.
Nun wurde auf dem Kongress beschlossen, das Kasselakis SYRIZA zunächst über die Europawahlen hinaus bis in die nächsten Parlamentswahlen führen soll, die turnusgemäß erst 2027 anstehen. Eine mögliche weitere Schlappe bei den bevorstehenden Europawahlen wird ihm demzufolge nicht angekreidet werden. Der Prozess der abnehmenden Wählergunst hatte sich bereits lange vor seiner Amtsübernahme abgezeichnet. In den Meinungsumfragen liegt SYRIZA derzeit bereits an dritter Stelle hinter der ND und der sozialistischen PASOK.
Kasselakis, der als erfolgreicher Unternehmer in den USA groß geworden ist, und dem Kritiker autokratische Tendenzen nachsagen, lässt sich von dieser Tendenz allerdings nicht abschrecken: „Nehmt die Partei in eure Hände“, hatte er an die Mitglieder gewandt erklärt. „Es ist eure Partei.“ (Griechenland Zeitung / Elisa Hübel)

 

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