Kurz vor den Europawahlen zeichnen sich leichte Veränderungen im Spektrum der Parteien ab, die in der politischen Mitte Griechenlands angesiedelt sind. So etwa hat der mehrfache frühere PASOK-Minister Andreas Loverdos in dieser Woche angekündigt, dass er seine eigene Partei gründen wolle – mit zwei ähnlichen Versuchen in der Vergangenheit war er allerdings gescheitert.
Dieses Mal verspricht er sich mehr Erfolg: Seine neue politische Formation – im November hatte er schon einmal den Namen „empros“ (vorwärts) ins Spiel gebracht – soll politisch zwischen der sozialistischen PASOK und der konservativen Regierungspartei ND angesiedelt sein. Er selbst möchte bei den Europawahlen im Juni als Kandidat antreten, erklärte er in einem Interview gegenüber dem staatlichen Fernsehsender ERT. Eine mögliche Kooperation mit der ND ließ er offen: So etwas sei bisher noch nie zur Sprache gekommen.
Erfolglos hatte sich Loverdos sowohl im Juni 2015 als auch im Dezember 2021 für den Vorsitz der PASOK beworben. Nachdem er bei den Wahlen im Juni 2023 nichts ins Parlament gewählt worden war, trat er kurze Zeit später aus den Reihen der Sozialisten aus. Studiert hat der 1956 in Patras geborene Politiker in Thessaloniki Rechtswissenschaften, anschließend absolvierte er ein Aufbaustudium in Brüssel in Europarecht.
Dass die ND im Moment bei einigen Politkern auch außerhalb der eigenen Reihen hoch im Kurs steht, hängt mit deren Erfolgen bei verschiedenen Urnengängen in den letzten Jahren zusammen. In dieser Woche konnten sich die Konservativen über einen interessanten Neuzugang freuen: Die bisherige PASOK-Parlamentarierin Evi Christofilopoulou wechselte die Fronten. Zu diesem Schritt habe sie ein „Gefühl der Verantwortung“ bewogen, erklärte Christofilopoulou nach einer entsprechenden Ankündigung im Büro von Premierminister Kyriakos Mitsotakis. Die beiden Politiker hatten bereits zwischen 2013 und 2015 in einer Koalitionsregierung unter Premierminister Antonis Samaras (ND) im Ministerium für E-Government kooperiert: Mitsotakis als Minister und Christofilopoulou als dessen Staatssekretärin.
Evi Christofilopoulou und Kyriakos Mitsotakis
Die Zusammenarbeit sei damals „sehr gut“ gewesen, hieß es während ihrer jüngsten Unterredung. Christofilopoulou lobte vor allem auch die gute Kooperation von Mitsotakis mit ehemaligen PASOK-Funktionären wie etwa Kulturministerin Lina Mendoni, Bürgerschutzminister Michalis Chryssochoidis oder Justizminister Jorgos Floridis. Der PASOK gegenüber, der sie nun den Rücken gekehrt hat, übte Christofilopoulou deutliche Kritik. Sie glaube, dass diese „veraltet“ sei. Auf die Frage, ob sie bei den kommenden Europawahlen antreten werde, antwortete sie, dass sie dies sehr gern tun würde, falls sie dafür von der ND vorgeschlagen werde.
(Griechenland Zeitung / eh)