Die von der Regierung geplante Einrichtung privater Universitäten provoziert vor allem im Universitäts- und Hochschulbereich heftige Proteste. Studenten halten derzeit die Einrichtungen für etwa 160 Studiengänge besetzt, wodurch dort weder Prüfungen noch Lehre stattfinden können.
Studenten, aber auch viele Akademiker, die sich den Protesten angeschlossen haben, vertreten die Meinung, dass die Einrichtung privater Universitäten in Griechenland ein „schwerer Schlag gegen die Gesellschaft“ sei. Zusätzlich wird gefordert, dass die bestehenden staatlichen Universitäten wesentlich mehr finanzielle Mittel bekommen müssten als bisher, um deren Status zu wahren und aufzuwerten. Eingesetzt werden müsse dieses Geld für Lehr- und Verwaltungspersonal sowie für eine bessere Infrastruktur und wissenschaftliche Ausrüstung.
Letztendlich wird darauf hingewiesen, dass durch den Artikel 16 der griechischen Verfassung die Gründung privater Universitäten strengstens untersagt werde. Die Privatisierungsgegner befürchten, dass die Demokratie per se in Gefahr sei, „wenn die Regierungen Gesetze erlassen, die gegen die Verfassung selbst verstoßen“. Nicht zuletzt bestünde die Gefahr, dass viele junge Leute in Griechenland aus finanziellen Gründen nicht mehr studieren könnten.
„Bildungszentrum“
Aus Regierungskreisen wird erklärt, dass die entsprechende Gesetzesnovelle, die die Gründung privater Universitäten in Griechenland erlauben soll, bis Ende Februar das Parlament passieren soll. Premierminister Kyriakos Mitsotakis beschrieb die Besetzungen durch die Studierenden als einen „illegalen Akt“. Zudem brachte er die Auffassung zum Ausdruck, dass die Situation in den staatlichen Universitäten derzeit besser sei als noch vor vier Jahren. Seine Vision sei, dass sich Griechenland zu einem Bildungszentrum für die gesamte Region entwickeln könne. Außerdem hob er hervor, dass private und staatliche Hochschulen miteinander kooperieren können. Regierungssprecher Pavlos Marinakis fügte in einem Interview hinzu, dass die Ausgaben für die Bildung zwischen 2019 und 2023 deutlich angehoben worden seien: von 90 Millionen auf 130 Millionen Euro. Eine weitere Erhöhung dieser Ausgaben sei vorgesehen, so Marinakis.
Er stellte in diesem Sinne außerdem fest, dass derzeit etwa 40.000 Griechen im Ausland studieren würden. Es wäre viel profitabler für diese selbst sowie für Griechenland insgesamt, wenn sie „ihr Geld nicht in einem anderen Land ausgeben“ würden. Außerdem wäre die Wahrscheinlichkeit, dass sie anschließend in Griechenland bleiben und nicht in dem Land, in dem sie studiert haben, wesentlich größer, so Marinakis. (Griechenland Zeitung / Elisa Hübel)